Gefühlt verbrachten wir viel Zeit in Guyana. In Wirklichkeit waren es aber nur knapp 5 Tage. Unser Zeitgefühl ist nicht nur wegen der fehlenden Strukturen durcheinander, sondern auch durch die vielen Eindrücke beeinflusst, die wir in diesen Tagen mitnehmen.
Wir hatten den Flug mit „Gum Air“ (Trans Guyana Airways) schon etwa vor zwei Wochen gebucht und machten uns erst danach daran, die Exkursionen zu organisieren, deretwegen wir dies überhaupt angehen wollten. Das war ein Fehler und wurde dann nochmals sehr spannend, denn wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Plätze vor allem für die Kaieteur Tour so begrenzt wären. Und, dass wir auf unsere Email-Anfragen und Anrufe so lange keine Reaktionen bekämen. Anscheinend wird derzeit an der kleinen Landepiste von Kaieteur während der Woche gebaut, um sie zu verlängern. Deshalb können Flüge nur am Wochenende stattfinden. Und da die Anzahl Flugzeuge und Piloten begrenzt ist, gibt es pro Wochenende nur etwa 6-10 mal 11 Plätze. Es hätte sich also gelohnt, uns viel früher um die Exkursionsbuchungen zu kümmern. Das passt dann aber eben nicht so gut zum Seglerleben, wie wir es mögen. Hier der Link zu den Kaieteur Falls von Wikipedia zur Erklärung, warum wir sie so gerne besuchen wollten: https://en.wikipedia.org/wiki/Kaieteur_Falls
Wir flogen also am Donnerstag, 6. Februar vom Flughafen Zorg en Hoop mitten in Paramaribo ab, ohne zu wissen, ob und was wir von Georgetown, Guyana aus unternehmen könnten. Bevor wir ins Flugzeug steigen durften, ging es beim Check-in nicht nur um das Gewicht unseres Gepäcks, sondern auch um unser eigenes. Wir standen also mit dem Handgepäck ebenso auf die Waage, wie unsere beiden Rucksäcke mit dem Aufgabegepäck. Erleichtert sahen wir, dass die Schätzungen, die wir (in Ermangelung einer Personenwaage an Bord) bei der Flugbuchung schon hatten abgeben müssen, noch immer einigermassen mit der Realität übereinstimmen. Die Durchsuchung des Gepäcks nach verbotenen Gegenständen erfolgt dann von Hand, ebenso wie jene fürs Handgepäck.
Dann kam die Immigration, die einmal mehr ein ausgefülltes ICF-Formular wollte. Jenes von unserer Ankunft von vor einigen Tagen galt nicht: es braucht für die Ausreise ein anderes als für die Einreise. Also schnell am Handy mit dem langsamen WiFi des Flughafens das Formular ausfüllen (meine Passnummer weiss ich momentan gerade auswendig), ein aktuelles Selfie machen und hochladen und dann nochmals zum Schalter, um es der Dame zu zeigen. Noch ein wenig Hin und Her zu den Fragen, was denn das Ziel unserer Reise sei (Tourism ist nicht gleich Vacation) und endlich waren wir durch und durften in die unterkühlte Wartelounge. Auch wenn der Flieger nur 10-11 Plätze für Passagiere hat: kein Wunder muss man zwei Stunden vorher am Flughafen sein!
Der Flug mit dem einmotorigen Propellerflieger war ein Abenteuer. Wir hatten Plätze in der ersten Reihe direkt hinter dem Piloten gebucht und konnten ihm über die Schulter und auf die Instrumente sehen. Als wir alle eingestiegen waren, drehte er sich kurz um und begrüsste uns routiniert, wies auf die Gurtenpflicht hin (we will be heading for some bumpy weather but nothing to be worried about) und wünschte uns allen einen guten Flug. Spannend, wie er den dichteren Gewitterwolken auswich und mit dem Radar im Slalom zwischen ihnen hindurch flog. Gelegentlich erachtete er die Wolken als weniger bedrohlich (wenn sie nicht gelb oder rot im Radar angezeigt wurden); dann wurden wir schon ordentlich durchgeschüttelt. So eine kleine Kiste mit einem einzigen Motor da oben fühlt sich schon recht verletzlich an… Wenn wir nicht gerade in der weissen Watte unterwegs waren, hatten wir tolle Ausblicke auf das grüne Land unter uns und auf die Küstenlinie mit den diversen Flussdeltas, die diese flache Küste hier prägen.
Beim Landeanflug nach Georgetown fielen insbesondere die grossen Rechtecke von Land auf, die für den Häuserbau vorbereitet und erschlossen wurden, wie auch die schon bebauten Gebiete mit offensichtlich neu erstellten ordentlich angelegten Reihen von Häuschen. Die Botschaft kam schon auf 500Hm Flughöhe klar an: Georgetown, bzw. Guyana ist sehr schnell und intensiv am Wachsen. Daneben konnten wir aber auch endlose grüne Reisanbau-Flächen sehen und den Verlauf der Kanäle und des Demerara Rivers, um dessen Mündung Georgetown liegt, sowie weiter Inland die unendliche grüne Fläche des Regenwalds. Etwas westlich von Georgetown fliesst der riesige Essequibo River ins Meer. Sein Delta, aber auch sein Verlauf ist gespickt mit Inseln in allen Grössen. Ob wir es schaffen würden, eine Exkursion mit dem Schnellboot auf diesen Fluss zu organisieren? Wir wussten es nicht.
Bei der Ankunft ging das Stempeln des Passes etwas schneller und kein Formular wurde benötigt. Auch die Zollbeamtin zeigte wenig Interesse an unseren Rucksäcken. Und schon waren wir draussen am „Ogle“ Airport und konnten uns dort am ATM mit Guyana Dollars eindecken. 100 Guyana Dollars sind etwa 0.42 Franken. Ok, neue Umrechnung!
Das einzige Taxi vor Ort gehörte Colin, der uns gleich die Liste mit den offiziellen Preisen für Taxifahrten in Georgetown und Umgebung zeigte. Praktisch – so konnten wir uns gleich ein wenig orientieren. Für die Fahrt ins Zentrum von Georgetown verrechnete er 3000 GDR, d.h. etwa 12 CHF. Als wir ihn auf dem Weg hinein nach einer Tourist Info fragten, war er kurz überfragt. Es gibt das Touristenministerium, das uns wohl auch helfen könnte, aber ein eigenes Tourist Office? Nie gehört! Stattdessen führte er uns „to a girl who does tourist stuff”, die sich als Ann Hamilton entpuppte, die etwa 60-jährige Inhaberin der Dagron Tours Agentur, und die sich sogleich für uns ans Telefon hängte, um unsere Exkursionswünsche weiter zu treiben. Als Inhaberin der ältesten Tours Agency in Georgetown konnte sie diverse Kontakte spielen lassen. Aber – es sah nicht mal mit ihrer Hilfe gut aus. So buchten wir unterdessen mit ihr in einem flexiblen Arrangement für Samstag oder Sonntag eine ganztägige «Essequibo River Tour», immer mit der Option, vom einen auf den anderen der beiden Tage zu wechseln, sollte sich ein Fenster für die Kaieteur Falls öffnen.
Und siehe da – noch während wir mit Colin am Weg zum Hotel waren, meldete sich endlich eine Mitarbeiterin von «Wilderness Explorers»: jemand hatte soeben seine Kaieteur Tour für 3 Personen absagen müssen und ob wir diese Plätze wollten? Ja, selbstverständlich! Nun folgte ein Wettlauf gegen die Zeit – es geht first come first served auch mit der Bezahlung der Tour. Erst wenn bezahlt ist, sind die Plätze wirklich reserviert. Und diese Chance wollten wir uns nicht entgehen lassen. Aber wir waren gerade noch daran, unsere Unterkunft zu suchen, und uns mit Colin für weitere Taxifahrten zu verabreden… Chaos perfekt. Trotzdem – bis am Abend hatten wir es geschafft: für Sonntag hatten wir zwei Plätze auf der Kaieteur Tour gebucht und am Samstag konnten wir uns auf eine Essequibo River Tour freuen.
Die Unterkunft nannte sich in Booking.com «Beulah Luxury Suites». Die Adresse führte mit Google Maps an den falschen Ort. Zum Glück hatte uns die Vermieterin Verda noch die Präzisierung geschickt. Endlich fanden wir mit Colins Hilfe das Gebäude, das natürlich nirgends angeschrieben war, denn wir realisierten erst dann, dass es sich um ein AirBnB handelte. Auch die Bezahlung, die gemäss Booking.com per Kreditkarte hätte erfolgen sollen, wollte Verda dann nur in bar und nur in USD. Zum Glück hatten wir knapp genug davon dabei, aber für ein andermal wären wir nun vorgewarnt. Die Umgebung des Hauses entpuppte sich als etwas fragwürdiges Strässchen, in dem wir nachts sicher nicht zu Fuss unterwegs sein wollten. Colin meinte aber, dass wir eigentlich auch tagsüber besser mit dem Auto fahren sollten, wenn wir irgendwo in Georgetown unterwegs seien. Es schien mir nicht, dass er dies nur aus Eigeninteresse so formulierte.
Aber die Wohnung hatte tatsächlich alles, das wir uns wünschten, mit eigenem Badezimmer/WC, Zugang zur mit den anderen Mietern geteilten Küche, einem gedeckten Balkon und sogar der Dachterrasse. Das Preis/Leistungsverhältnis war gemessen an Europäischen oder auch Amerikanischen Standards zwar ziemlich schief, aber wir hatten schon gemerkt, dass momentan in Georgetown Hotel- oder Übernachtungspreise schlicht horrend sind. Die Erklärung dafür ist einfach: Guyana erlebt derzeit einen unglaublichen Boom wegen der Öl- und anderen Rohstoff-Funde im Land. Es tummeln sich sehr viele Menschen gerade da, nebst den ebenfalls momentan sehr stark steigenden Goldsucher-Zahlen. Verda kann getrost einen hohen Preis für ihr Angebot verlangen und recht sicher sein, dass sie immer wieder Mieter finden wird. Und wir haben wieder etwas dazu gelernt: wo wir dachten, wir sollten wohl Nähe Stadtzentrum eine Unterkunft suchen, hatten wir voll daneben gelegen. Im und ums Stadtzentrum von Georgetown ist die Bevölkerungsdichte am höchsten, bei gleichzeitig fehlender Ordnungs- und sonstiger Infrastruktur. Sehr viele Menschen scheinen als Obdachlose ein Dasein unter der Armutsgrenze zu fristen. Und direkt daneben leben andere, deren grösste Sorge ist, ob ihre Goldzähne noch genug glänzen.
Fast alle Häuser haben rundum hohe Gitter, oft mit aufgerolltem Stacheldraht. Die Security Industrie boomt ebenso: wo immer es eventuell Geld oder anderes Wertvolles zu holen geben könnte, gibt es Security Personal, das mit der grossen Maschinenpistole oder mindestens einer Knarre den Zugang bewacht. Und direkt davor liegen die Obdachlosen auf ihren Kartons unter den Vordächern oder Lauben und suchen in den Abfallkübeln und rund um die Märkte nach Essbarem, waschen sich und ihre Kleider in den Pfützen der ungeteerten Lehmstrassen und erledigen ihre Notdurft hinter den parkierten Autos am Strassenrand oder in den ungedeckten Kanälen, die wohl das Abwassersystem der Stadt darstellen und natürlich einen wunderbaren Vermehrungsraum für Moskitos bieten.
Auch im nahe gelegenen Markt geht es eng und unübersichtlich zu und her. Anscheinend fahren die Locals tatsächlich mit ihren Autos zwischen den Ständen hindurch und kaufen direkt vom Steuer aus ein. Unsere Suche nach ansprechenden Verpflegungsmöglichkeiten für den Abend war wenig ergiebig. Wir assen einen Reis-Crevetten-Teller beim nächsten grösseren Chinesen um die Ecke und beeilten uns, möglichst schnell nach Einbruch der Dunkelheit den Weg zurück zur Wohnung zu finden. Für die nächsten Tage kauften wir gleich im Supermarkt zwei Fertigmenüs ein. So mussten wir im Dunkeln nicht draussen unterwegs sein, denn keines der Restaurants der Umgebung hat abends offen.
Am Freitag klapperten wir die Sehenswürdigkeiten von Georgetown ab. Es sind nicht übermässig viele. Das Gedränge im dunklen Stabroek Markt wirkte wenig anziehend. Im Nachhinein wurden wir davor gewarnt, dort ohne Begleitung von Locals hinein zu gehen. Aber auch so hielt es uns nicht sehr lange dort. In allen Strassen reihen sich die Chinesenläden dicht an dicht. Dazwischen findet man immer wieder Marktstände und ganze Märkte mit ihrem sehr vielseitigen Angebot von frischem Gemüse bis zu «zollfreien» Zigaretten.
Die Holzkathedrale ist wie alle anderen Gebäude durch hohe Gitter und Schlösser vor unerwünschten Besuchern geschützt. Das Justizministerium befindet sich in einem wirklich schönen Gebäude, lädt aber eher nicht zur Besichtigung ein mit seinen Sicherheitsvorkehrungen vor den Toren.
Aber im Botanischen Garten, der mehr einer grossen Parkanlage als einem Botanischen Garten ähnelt, konnte man ein wenig durchatmen und in Ruhe auf einem Bänkchen sitzen. Dort trafen wir auch auf die ersten (und in den 5 Tagen fast die einzigen) zwei anderen Touristen weisser Hautfarbe seit unserer Landung in Guyana; Pawel und Anna aus Polen, die derzeit Südamerika mit dem ÖV bereisen.
Im Zoo, der ebenfalls zum Botanischen Garten gehört, konnten wir dann einige der hier lebenden Tiere beobachten. Nebst den wunderschönen diversen Papageienarten gab es auch Schildkröten, Faultiere, Schlangen und sogar grosse Katzen zu bestaunen. Ob wir diesen Tieren in den nächsten Tagen draussen im Freien begegnen würden? Da die meisten Nacht-aktiv sind, wohl eher nicht. Trotzdem…
Die vielen Eindrücke, die ständigen Regengüsse und die hohen Temperaturen ermüdeten uns stark. Bald zog es uns – noch bei Tag – zurück zu unserer Bleibe und mit einer kalten Bierdose und einer kalten Zitro-Flasche zum selbstgemischten Panaché und danach ans Kochen unseres Reis-Fertigmenüs.

Am Samstagmorgen holte Colin uns schon vor 06h ab und brachte uns zum Ausgangspunkt unserer Essequibo River Tour. Mit 14 anderen Gruppenmitgliedern (unter anderen auch mit Anna und Pawel, denen wir diese Tour empfohlen hatten) und Chris unserem Guide ging es zuerst per Bus etwa eine Stunde lang nach Parika am Ufer des Essequibo. Dorthin führt der Weg über eine Pontonbrücke über den Demerara River, die seit 60 Jahren besteht. Sie wird einmal pro Tag bzw. möglichst pro Nacht für Schiffe geöffnet, indem ein Teil über den anderen Teil gezogen wird. Fasziniert bestaunen wir im Vorbeifahren die alte Mechanik, die auch nach 60 Jahren noch immer funktioniert. Bis die neue, hohe Brücke fertig gestellt ist, wird es wohl noch eine Weile dauern.
Chris zeigt sich als sehr vielseitig interessierter und informierter Guide, der gerne und offen über sein Land spricht. Auch den schwelenden Konflikt mit Venezuela um die Rohstoff-reiche Essequibo-Region spricht er an. Es geht nicht nur um eine kleine Ecke von Guyana, sondern eigentlich um mehr als ein Drittel des Landes. Chris sieht den Konflikt nicht als heisses Thema, sondern eher als Wahlkampfmittel, das alle 5 Jahre genutzt wird, um Wähler in Venezuela zu mobilisieren. Er meint, wenn Maduro es ernst meinte, dann hätte er schon längst physisch Besitz ergriffen von dem Gebiet, denn militärisch sei Guyana in einem solchen Konflikt absolut unterlegen. Wir denken uns «Sein Wort in Gottes Ohr» und hoffen das beste.
In Parika stiegen wir in «unser» gedecktes Schnellboot, das wie eine kürzere Version der hiesigen Pirogen aussieht, aber mit einem 200 PS-Aussenborder und viel Benzin ausgestattet ist. Von unseren Plätzen in der hintersten Reihe aus sahen wir zwar nicht viel von der vorüber fliegenden Landschaft. Dafür wurden wir aber deutlich weniger durchgeschüttelt als unsere Mitreisenden. Mit beeindruckenden 27-28 Knoten Fahrt preschten wir mehr als eine Stunde lang den Fluss hinauf.
Die Tour machte halt an 4 Stops; wir besuchten Fort Island mit Fort Zeelandia, Bartica, die Hauptstadt der Minenindustrie, Sloth Island mit einem spannenden Holzweg in den Mangrovenwald hinein und Lianen, an denen wir schwingen durften, wie Tarzan und Jane. Dort sahen wir auch tatsächlich ein gut verstecktes Faultier in den Bäumen (Sloth = Faultier auf Englisch) und bekamen ein feines Mittagsbuffet.
Unterwegs erklärten uns die Guides auch vieles über die möglichen Verwendungsarten der Pflanzen am Weg und wiesen uns auf Vögel und andere Tiere hin, die wir sonst nicht gesehen hätten. Zum Beispiel den blauen Papagei, der leider zu schnell für meine Kamera davonflog, oder die Sammlung von kleinen Raupen, die gut getarnt am Baumstamm sassen, und deren Stacheln sehr stark irritierend wirken auf unsere Haut. Oder eben das gut getarnte Faultier, das zwischen den Blättern seines Verstecks kaum auszumachen war.
Zu den Baracara Falls musste man ein wenig wandern und konnte dort dann im Bauxit-braunen Wasser baden wenn man wollte und abschliessend ging es dann mit Wind gegen den ablaufenden Tidenstrom zurück nach Parika, um dort wieder in den Bus nach Georgetown zu steigen. Es war eine eindrückliche Tour weit hinauf in den Regenwald auf diesem auch dort noch riesigen Fluss. Wir waren froh, abends von Colin wieder abgeholt und zu unserer Unterkunft gebracht zu werden und hatten nicht mal mehr die Energie, unseren Fertigreis zu kochen.
Am Sonntag stand dann das Highlight dieses Guyana-Besuchs auf dem Programm. Kurz wurde es nochmals spannend, weil uns der Fahrer, der uns einsammeln sollte, nicht finden konnte (da ja Google Maps den falschen Ort für unsere «Luxury Suites» angab). Aber dank der modernen Kommunikationsmöglichkeiten schafften wir auch diese Hürde und trafen rechtzeitig am Ogle Airport ein, bekamen dort unsere handgeschriebene Boarding Card und stiegen abermals in den (Typ-)gleichen Propellerflieger, mit dem wir von Surinam gekommen waren.
Mehr als eine Stunde lang flog uns unsere Pilotin ins Landesinnere, bis nah an die Brasilianische Grenze. Über den Wasserfällen flog sie eine acht, damit alle Passagiere die Fälle schon von oben sehen konnten. Nach der Landung auf der kurzen Rumpelpiste ging es auf zur nächsten Wanderung. Über diverse Aussichtspunkte näherten wir uns den Fällen, die tatsächlich beeindruckend weit hinunter in die Schlucht fallen.
Freundlicherweise kam auch die Sonne nach den üblichen Regenschauern wieder heraus und unsere Kameras (bzw. Handys) klickten wie wild, als sich ein schöner Regenbogen im aufsteigenden Wasserdampf bildete. Unterwegs zeigte unser Guide uns Schlangen, fleischfressende Pflanzen (die brauchen eine Woche, um eine Fliege zu verdauen… ist wohl für Menschen noch nicht so gefährlich), versuchte, uns die berühmten und winzigen goldenen Fröschlein zu zeigen (ich sah keine, aber vielleicht liegt das an meiner nachlassenden Sehschärfe) und dann gelang es ihm auch noch, die berühmten roten Vögel «cock-of-the-rock» zu zeigen.
Wieder kamen wir tiefbefriedigt nach der Tour zur Unterkunft zurück. Wir hatten sehr viel gesehen, schöne Ausblicke genossen, Interessantes über die Flora und Fauna so tief im Dschungel gehört und freuten uns, dass unsere Pläne trotz allem im allerletzten Moment doch noch aufgegangen waren.




Die Rückreise nach Surinam am Montag gestaltete sich unkompliziert. Zufällig hatten wir die gleiche Pilotin wie am Vortag bei den Kaieteurs, die uns routiniert und diesmal bei schönem Wetter ohne Gewittertürme-Slalom sicher nach Paramaribo zurück flog. Für die Einreise hatten wir diesmal das ICF Formular schon im Voraus ausgefüllt. Unser Single Entry Visa benutzten wir ein zweites Mal ohne Probleme, wobei die Beamtin diesmal die Visanummer zum Passstempel schrieb, um eine dritte Verwendung auszuschliessen. Aber die ist ja auch gar nicht geplant und somit ist das für uns unerheblich.
Inzwischen haben wir zwei Tage mit Büro- und anderen Arbeiten verbracht und konnten gestern nochmals Rishis Auto mieten, um auszuklarieren und einzukaufen. Allmählich zieht es uns weiter. Einerseits, weil wir gerne mal wieder in klarerem, blauem Wasser ohne viel Strömung ankern und baden möchten. Und andererseits weil mein Abflugtermin Ende Februar ab Martinique für 5 Wochen Arbeitsaufenthalt in der Schweiz langsam näher rückt. Der Wetterbericht verspricht besseres, trockeneres und weniger gewittriges Wetter für ab Samstag. Morgen wird nochmals Büro-Arbeit und Vorkochen auf dem Programm stehen. Und dann geht’s wieder hinaus aus dem Fluss ins offene Wasser. Hoffentlich diesmal ohne Fischernetze oder andere Hindernisse. Wobei ich gerade einem Fischer dabei zusehe, wie er wenige Meter von uns entfernt ein Schwimmnetz auslegt… Es bleibt also spannend und wir werden sicher wieder berichten!
