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Grün, grüner, Guadeloupe

Die unzähligen Grüntöne in allen Formen und Varianten im Regenwald von Guadeloupe gehören für mich zu einem der faszinierendsten Aspekte dieser Insel. Mit ihrer Vielfalt an Vegetations- und Landschaftszonen, dem karibisch-französischen Flair und ihren diversen Liegeplätzen, gehört die Insel, die mit ihrer Form an einen Schmetterling erinnert, zu unseren Lieblingen in den Leewards.

Wir waren am Dienstag, 22. April von Antigua kommend um die Ecke gefahren und hatten hinter der Ile Gosier mit ihrem schützenden Riff geankert.

Im schön klaren Wasser liess es sich wunderbar baden, Bericht schreiben und den Tag geniessen. Wir hätten es wohl noch lange dort ausgehalten, aber gleichzeitig zog es uns eben in den Regenwald. So hatte der Skipper zwei Nächte in der Marina Bas du Fort von Pointe à Pitre reserviert. Nachdem wir darauf keine Antwort erhalten hatten, rief ich an und fragte nach. Und bekam die Auskunft, dass es „pour un si petit bâteau“ eigentlich immer Platz habe – das sei gar kein Problem. Wir mussten lachen; so direkt hatte uns das noch niemand gesagt, aber wir stellen ja immer wieder selbst fest, dass wir mit unseren 37 Fuss in dieser Gegend zu den Winzlingen gehören. Wir tuckerten also quasi bei Windstille in die verwinkelte Bucht von Pointe à Pitre zur Marina.

Nachdem der Marinaplatz bestätigt war, buchte der Skipper gleich auch noch ein Mietauto für zwei Tage. Um das entgegen zu nehmen, wurden wir vom Shuttlebus des Vermieters am Marina-Eingang abgeholt und über verwirrend verworrene Kurven nach Les Abymes gebracht. Zum Glück gibt’s Google Maps – wir hätten sonst wohl nicht mehr dorthin zurück gefunden, um den Wagen zurück zu bringen! Aber das Angebot war sehr günstig (€25 pro Tag) und es hat alles bestens geklappt.

Mit dem kleinen Kia gings dann über die Route de la Traversée auf dem ironisch benannten Basse Terre (das die hohen Berge enthält, während Grande Terre der flache östliche Teil ist) in die Mitte des Nationalparks zur Cascade des Ecrevisses. Die ist ein ziemlicher Touristenmagnet und war nachmittags um 15h so voll, dass man wohl kaum ein Plätzchen im Wasser gefunden hätte.

Ohne kühlendes Bad gings deshalb weiter zur Maison de la Forêt, wo wir angesichts der fortschreitenden Zeit die kürzere der Wanderungen auf dem sehr gut unterhaltenen Wanderweg machten. Fast alleine tauchten wir in das unendlich vielfältige Grün des Regenwalds ein, freuten uns über die gelben, rosaroten und tiefroten Helikonien und lauschten dem Pfeifen, Zwitschern, Quietschen, Gurren und allen anderen Tönen der Frösche und Vögel.

Via die Nordseite und einem wegen der Tageszeit erfolglosen Versuch, die Maison du Cacao zu besuchen, gings wieder zurück in Richtung Pointe à Pitre.

Einen Abstecher in die gut besuchte Bucht von Deshaies gönnten wir uns zwar auch noch, mit Cola und Sorbet de Coco in der schönen Beiz am Strand.

In der Marina gab es noch immer kein Frischwasser und so waren auch die Duschen geschlossen. Das ist anscheinend derzeit ein häufiges Problem. Obwohl die Insel viel Regen bekommt und durchaus Wasser-reich wirkt, hat sie ein Wasser-Versorgungsproblem, weil die Leitungen alle marode sind. Deshalb stellt die Verwaltung manchmal die Wasserversorgung tagelang und ohne Vorwarnung ab. Unangenehm – sowohl für die Marinabetreiber als auch für ihre Kunden. Schlaue Marinabesucher füllen ihre Tanks sobald sie ankommen und füllen dann noch nach wenn’s wieder geht. Wir waren noch gut versorgt und hatten deshalb keine Sorgen. Die dringend nötige Dusche fand einfach im Cockpit im Bikini statt und erfüllte ihren Zweck auch so.

Auch am zweiten Mietwagen-Tag gings wieder in den Regenwald. Diesmal via die Südseite von Basse Terre und immer wieder im strömenden Regen, so dass die ruhigen Bächlein vom Vortag zu braun sprudelnden und teils eindrücklich tosenden Bächen und Flüssen wurden. Wegen des Regens waren die Zugänge zu den ersten und dritten Wasserfällen von Carbet geschlossen, und auch bei den zweiten mit perfekt ausgebautem Weg mit unzähligen Holztreppen war das Baden verboten.

Wir machten einen kleinen Abstecher weg von der Völkerwanderung in Richtung erste Fälle (es gab keine Absperrungen 😉) und staunten auch hier wieder über die grandios riesigen Bäume mit ihren Wurzeln so hoch wie Wände, die unzähligen Farne von winzigen, feinsten Blättchen zu meterhohen Farnwedeln und die Vielzahl an symbiotischen Pflanzenformen.

Das Wandern war auch bei gut ausgebautem Weg bei den hohen Temperaturen und der sehr hohen Luftfeuchtigkeit recht anstrengend. Auch als es richtig zu regnen anfing war es uns zu heiss, die mitgebrachten Regenjacken anzuziehen, so lange der Weg noch eine Steigungskomponente enthielt. Zurück im Auto stellten wir danach einfach die Kühlung etwas weniger stark ein und waren schon bald wieder trocken.

Im kleinen Hafen bei Trois Rivières, von dem aus die Fähren ihre Passagiere zu den Iles Saintes bringen, gab es ein stärkendes Mittagsmenü (Colombo au Poulet…), unterhalten von diversen lokalen Hühnern mit ihren Küken.

Eigentlich wollten wir am Nachmittag eine zweite Wanderung angehen, zum Bassin Bleu, das ebenfalls ein Bad in einem Bach/Fluss versprach. Aber wir erreichten den Ausgangsort für die Wanderung erst gegen 16h und wollten bei dem äusserst regnerischen Wetter nicht von der Dunkelheit überholt werden. So jedenfalls war die offizielle Begründung für das Auslassen der sportlichen Betätigung. Inoffiziell konnte es auch einfach sein, dass uns der Abstieg in die Schlucht und danach der Wieder-Aufstieg im Regen nicht besonders einladend schien.

Lieber tuckerten wir der Westküste entlang weiter nordwärts, hielten in der Bucht von Bouillante auf einen Café beim Strandhäuschen an und nahmen dann wieder die Route de la Traversée über die Berge zurück in Richtung Pointe à Pitre.

Bei den Cascades des Ecrevisses kamen wir gegen 17:30h an. Diesmal waren nur noch zwei andere Autos mit Besuchern da. Nach den schweisstreibenden Aktivitäten des Tages wollte der Skipper sehr gerne im Pool beim Wasserfall baden. Aber als wir ihn erreichten, wäre er zwar ohne Touristenmassen zugänglich gewesen, dafür kam wegen des Regens des Tages ein braun tosender Bach über die Steine gestürzt, der ein Bad in den Wirbeln leichtsinnig erscheinen liess. Ich konnte den Skipper gerade noch davon abhalten, sich in den schäumenden Bach zu wagen.

Weiter unten, beim menschenleeren Picknickplatz floss der Bach viel ruhiger dahin. Hier wagte sogar ich es, in einem der Pools am Rand die Erfrischung zu suchen. Zurück in der Marina zeigte sich, dass wir richtig gelegen hatten: auch diesmal gab es abends kein Wasser und die Duschen waren geschlossen. Aber wir hatten ja unser Bad im Bach gehabt.

Inzwischen beginnt sich das Wetter hier zu ändern: die Nächte kühlen kaum mehr ab, die Schauertendenz nimmt stark zu und die Temperaturen sind hoch. Wir können uns deshalb immer besser vorstellen, wie sich die in der Atmosphäre aufgestaute Energie in tropischen Stürmen hier entlädt. Und: es wurde uns in der gut geschützten Marina von Bas du Fort allmählich zu heiss und schwül. Am Freitag verlängerten wir zwar unseren Aufenthalt nochmals um eine Nacht auf Samstag; dies vor allem, um das Auto in Ruhe abgeben und nochmals ein wenig durch die Chandleries ziehen zu können (und spontan doch noch ein Reserve Gas-/Kupplungskabel zu kaufen).

Der Nachmittag war gemütlich, mit Coiffeur für den Skipper, Spaziergang entlang dem weitläufigen Marinabecken mit wenig Zugang zum Wasser wegen der vielen Luxusvillen hinter hohen Mauern und einem Besuch im Aquarium. Dort erfährt man viel über die Fragilität der Küsten um Guadeloupe, die Bedrohung der Tier- und Korallenwelt und die Bemühungen, Korallen und Mangroven aufzuforsten und kann gleichzeitig die Vielfalt der Meerestiere in ihren verschiedenen Becken bestaunen. Auch die Fotos gelingen besser als beim Schnorcheln mit minimaler Ausrüstung, wenn man mal von den gelegentlichen Spiegelungen absieht.

Fürs Abendessen brauchten wir nicht zu reservieren: das nahende Ende der Segelsaison ist allmählich spürbar hier, auch wenn der Besitzer des Restaurants versicherte, dass auch im Sommer immer Betrieb sei in der Marina. Uns ist die ruhigere, weniger vollgepackte Gangart Ende April eigentlich lieber. Aber eben – es wurde uns auch allmählich zu heiss und stickig.

So ging es am Samstagmorgen, 26.4., so bald wie möglich nach der Büro-Öffnung wieder los. Ziel: südwärts, je nach Windrichtung und -Stärke Marie Galante oder Dominica. Der Tag entwickelte sich von anfangs wenig und sehr wechselhaftem Süd-Südostwind mit Ein- und Ausreffen, Motoren, und dann doch wieder Segeln bis zum erneuten Reffen als abwechslungsreich. Nur ein starker Schauer erwischte uns am Morgen noch, danach wurde es diesbezüglich ruhiger und der Wind drehte von Südsüdost via Südost auf Ostsüdost, so dass wir vom Am-Wind-Kurs zum Halbwindkurs zügig nach Dominica segeln konnten.

Wir erreichten die Bucht von Portsmouth rechtzeitig für ein gemütliches Ankommen am späten Nachmittag, teilten jedem der Boatboys, die ihre Dienste anbieten wollten mit, dass wir „always work with Alexis“ (mit dem die Crew bei ihrem letzten Besuch hier die Ausflüge organisiert hatte), und konnten die schöne Abendstimmung und eine sehr ruhige und angenehme Nacht hier verbringen. Nur, dass mich beim Abendschwumm eine Qualle oder sonst etwas nesselndes am Arm erwischte, trübte die Freude ein wenig.

Inzwischen ist es Sonntagmorgen, wir liegen noch immer vor Anker neben einem „Fast-Wrack“, auf dem drei oder vier Engländer älteren Datums und eine Katze leben, und dessen Bilgenpumpe alle paar Minuten viel Wasser auspumpt. Jedesmal wenn sie von Bord gehen, starten die Leute ihren Benzingenerator und sobald sie an Bord kommen, wird er wieder gestoppt. Clever! So haben nur die Nachbarn wie wir den Lärm… An Bord von sea magiX wird geschrieben und gelesen. Ein gemütlicher Tagesstart.

Der weitere Plan wartet noch auf einen neuen Wetterbericht. Wir könnten einen Tag hier in Portsmouth verbringen, ein paar Meilen weiter südwärts nach Mero segeln, oder gleich ganz nach Süden nach Roseau – es ist mal wieder wunderschön, mit viel Zeit und wenig Verpflichtungen unterwegs zu sein.