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Barbados – still loving you

(Türkis-)blaues Wasser, weisser Sand, fröhliche Farben und vor allem entspannte, freundliche und unaufdringliche Menschen. So hatten wir Barbados vor gut fünf Jahren erlebt, als wir nach unserer damaligen Atlantiküberquerung am 24.12. 2019 dort eintrafen. Als wir jetzt unterwegs von Surinam da hin waren, fragten wir uns, ob es sich wohl stark verändert haben werde in dieser Zeit? Ich fürchtete die potenzielle Enttäuschung ein wenig, denn damals hatten wir uns in den Tagen unseres Aufenthalts in diese Insel und vor allem ihre Bewohner verliebt. Mussten wir uns nun „entlieben“?

Der Titel dieses Beitrags sagt es schon – nein, das war zumindest in den zwei kurzen Tagen, die wir diesmal in Bridgetown verbrachten, absolut nicht notwendig. Noch immer begegneten uns die Menschen hier mit Offenheit und Hilfsbereitschaft. Wie z.B. die Damen, die für die öffentliche Toilette am Independence Square zuständig sind. Im Putzräumchen jenes Gebäudes ist nämlich ein Wasserhahn, von dem wir unsere Wasserkanister füllen konnten. Das hatte ein ebenso freundlicher Security-Herr dem Skipper am Mittwoch gezeigt, als der mit den Kanistern suchend in der Marina umherstreunte. Auch als wir am nächsten Tag ein zweites Mal bei der Toilette auftauchten, wurden wir wieder problemlos zum Wasserhahn gewinkt. Unkompliziert, unaufgeregt, freundlich.

Ebenso angenehm die Reaktionen all jener Menschen, die an jeder Ecke sitzen und ein wenig Gemüse oder Früchte verkaufen wollen. Sie preisen ihre Waren an und sprechen auch Touristen wie uns an, um uns etwas zu verkaufen. Aber auf unser höfliches Nein danke folgte nie ein aufdringliches Weiter-Feilschen. Oder die Taxifahrer, die auf Kunden warteten, um sie von den Kreuzfahrtschiffen oder zu ihnen zurück zu befördern. „Taxi, taxi?“ – „No thanks!“ – „Ok, have a nice day!“

Unser kurzer Aufenthalt auf Barbados liess keine langen Exkursionen zu. Aber jeweils nachmittags, wenn die administrativen Arbeiten erledigt waren und gleichzeitig die meisten Kreuzfahrt-Passagiere allmählich zu ihren Schiffen zurück strömten (am Donnerstag waren 5 riesige Kreuzfahrer gleichzeitig da), zog es uns an Land für einen Bummel durch das Städtchen Bridgetown und an den Strand für einen Drink.

Bridgetown hat gefühlt zwei Gesichter: die Einkaufsstrasse mit unzähligen Duty-Free-Läden mit Schmuck, Kleidern und Elektronikartikeln für die Kreuzfahrtpassagiere. Jene Läden schliessen bald nach 16h. Und nur wenige Meter dahinter die kleinen Strässchen mit dem Woolworth’s und den Marktständen am Trottoir. Dort beginnt der Trubel erst nach 16h, wenn die Mitarbeitenden der Büros und Läden von „vorne“ hierher kommen, um ihre Einkäufe zu machen. Das ist lebendig, farbig, fröhlich und laut – noch immer genau wie wir in Erinnerung hatten.

Leider hatte ich den Mut nicht, dort zu fotografieren. Die Bilder hätten von der bunten Menschenmenge sein müssen, aber um unaufdringlich zu sein, reicht die Tele meiner kleinen Kamera leider doch nicht ganz. Oder vielleicht müsste ich einfach etwas mutiger drauf los knipsen. Wer weiss, vielleicht schaffe ich es noch bei einer anderen Gelegenheit auf einer anderen Insel.

Wir verbrachten am Mittwoch nach unserer Ankunft einige Stunden mit dem Versuch, den dünnen Schlauch des Seewasserhahns zu entstopfen. Ein erster Algenkrümel kam schnell beim Ausblasen mit der Dinghypumpe, aber trotzdem blieb der Schlauch weiter blockiert. Mit einem Draht probierten wir es als nächstes, nachdem der Skipper den Schlauch ausgebaut hatte. Aber der Draht hatte genau den Innendurchmesser des Schläuchleins und konnte deshalb nur mit allergrösster Mühe hineingestossen werden. Zudem war er etwa 2m zu kurz. Schliesslich gingen wir in Bridgetown auf die Suche nach Draht und bekamen viele Meter davon, wenn auch rostige. Damit klappte es dann endlich und siehe da – die Seewasserpumpe schöpft wieder richtig Wasser. Kleines Thema – tagesfüllendes Reparaturprogramm. Aber wenn es funktioniert, dann hat sich der Aufwand gelohnt.

Das zweite quasi Tages-füllende Thema war das „Trockenlegen“ des Schiffs und seines Inhaltes. In dem einen Monat seit den Iles du Salut konnten wir sea magiX kaum je richtig durchlüften. Die hohe Luftfeuchtigkeit, kombiniert mit hohen Temperaturen, führten an allen Ecken und Enden zur Schimmelbildung. Teils sogar an den Innenwänden von einzelnen Kästchen. Oder sogar die Moskitonetze, die vor die Luken geklemmt werden. Die sind ja eigentlich immer im Durchzug. Aber auch die schimmelten. Wir wären nicht überrascht gewesen, wenn wir irgendwann Schimmel in unseren Haaren gefunden hätten…

Wie schön war es jetzt, unsere T-Shirts und Tücher einmal mit Süsswasser auszuspülen, im Wind und der Sonne aufzuhängen und ein-zwei Stunden später schon trocken hereinnehmen zu können! Und eben auch, mit Schwamm und Lappen das Boot zu putzen und die schwarzen Pünktchen zu entfernen. Wir erinnern uns mit Schrecken an den Zustand von Sparti Vento, der X-382 von Peter, mit der wir einige Jahre lang in der Karibik segeln durften, als wir sie nach der Hurricane Season Ende 2013 auf St. Martin einwassern wollten. Schimmel war damals überall. Dicke Schichten auf der aufgerollten und an den Mast gelehnten Genua. Jetzt wissen wir, wie schnell das geht. Und auch, dass wir für sea magiX für diese Hurricane Season auf Trinidad unbedingt einen Lufttrockner brauchen werden.

Eine andere Pendenz, die uns derzeit beschäftigt, sind diverse Relingstützen, die undicht geworden sind. Bei dem vielen Wasser, das uns auf der Fahrt nach Barbados ständig um die Ohren flog, tröpfelte es sowohl auf der Steuerbord- als auch auf der Backbordseite offensichtlich herein. Auf der Fahrt von Barbados nach Martinique nahmen wir uns schon mal der Steuerbordseite an und konnten den ersten Übeltäter mit viel Kitt und neu angezogenen Schrauben ausschalten. Fehlt noch die Backbordseite. Da ist es etwas komplizierter, an die Schrauben dran zu kommen. Eventuell eine Pendenz für während meiner Abwesenheit? 😉

Aber abgesehen von diesen nicht strukturellen Gebrauchsspuren hat sea magiX auch diese Überfahrt wieder sehr gut überstanden, obwohl sie etwas rauer war als die vorherigen.

Bis heute Freitagmorgen hatten wir ein wenig ausgeschlafen, gebadet, aufgeräumt, viel Administration erledigt und sogar über Internet-Telefonie ein wenig mit zuhause geplaudert. Bald danach packten wir zusammen und versorgten das Dinghy wieder in der Backskiste. Dann hiess es schon „Anker auf“, für den ca. 20-Stunden-Trip nach Martinique. Ab Dienstag ist dort in der Marina Z’Abricot (mal wieder ein schöner Name!) bei Fort de France ein Plätzchen für uns reserviert. Bis dahin können wir in St. Anne noch ein paar Tage am Anker geniessen. Jetzt geht es schnell – schon bald muss ich in Fort de France auf den Flieger. Ein trauriger Gedanke!

So., 23.2.25

Die Fahrt von Barbados nach Martinique von Freitag auf gestern Samstag war problemlos und unspektakulär. Wir hatten weniger Wind und zudem kam er räumlicher als erwartet. So bummelten wir – wie immer nur mit der Genua – gemütlich durch die wunderschöne, grossteils sternklare Nacht.

Erst morgens kamen wieder Schauer mit Wind und Winddrehern, bevor der in der Passage zwischen St. Lucia und Martinique gleich ganz abstellte. Die riesige Bucht von St. Anne mit hunderten Ankerliegern erreichten wir bei Tageslicht und konnten uns ein Plätzchen auf der Westseite der Bucht, d.h. etwas näher an Le Marin suchen und den Anker in einen hellen und somit sandigen Fleck legen.

Im Verlauf des Morgens zog der Wind an und wir schwojten wie üblich ziemlich wild hin und her, aber ein Blick mit der Taucherbrille auf den Anker gab uns Zuversicht, dass er halten würde. Er konnte sich in dem harten Boden zwar nicht richtig eingraben, aber er hatte sich halb hineingebuddelt und dann hinter einem Stein verhakt. Auf ca. 6m Wassertiefe mit mehr als 35m Kette sollte das ziemlich viel Wind aushalten.

So konnten wir um den Mittag ins Dinghy steigen und den weiten Weg (ca. eine halbe Stunde) gegen Wind und Wellen nach Le Marin hinein tuckern. Auch dort sieht alles noch immer so aus wie bei unserem letzten Besuch. Ausser, dass in der Marina vielleicht noch mehr Katamarane und noch weniger Einrumpfer der Charterfirmen zu finden sind. Und, dass das grosse frühere Ankerfeld auf der rechten Seite nun vollständig mit Bojenreihen ausgelegt ist. Es ist eindeutig und klar: Le Marin ist das Seglerzentrum der Karibik. Wir werden uns wieder daran gewöhnen müssen, so vielen anderen Segelbooten zu begegnen. Und insbesondere so vielen Charterbooten. In den 6 Wochen seit Mindelo waren wir genau 2 anderen Fahrtenjachten begegnet. Dass wir hier nun jede Bucht mit zig anderen teilen werden, ist der Preis für das blaue Wasser. Aber es hat ja genug Platz und ist – wie so vieles – nur eine Frage der eigenen Einstellung.

In Le Marin gings gleich kurz zum grossen Leaderprice Supermarkt zur Recherche und dann weiter in den Ort zur Caraibe Marine Chandlery, wo wir schon vor 5 Jahren ein Aluboden-Dinghy gekauft hatten. Aber vorher gabs mal wieder ein sehr feines Mittagessen im „Le Marin Mouillage“ mit frischer Dorade, Gratin de Fruits de Pain, Pommes Frites und Gemüse… Luxusmenü zu für uns erschwinglichen und für die Locals wohl ziemlich hohen Preisen.

Die Dinghy-Frage ist noch nicht ganz entschieden. Wir wissen, wie hilfreich und wichtig ein Aluboden-Dinghy in dieser Gegend ist. Andererseits haben wir keine Davits, um es hinten am Boot aufzuhängen, und auf dem Vordeck ist es für normales Segeln ziemlich oft im Weg. Und dann kommt natürlich noch die Preisfrage hinzu. Und doch – am Rückweg, den wir erst beim Eindunkeln antraten, rumpelten wir kurz über eines der Riffe am Weg zwischen St. Anne und Le Marin. Ob das ein Hinweis vom Universum war, hier nicht am falschen Ort zu sparen? PVC-Böden halten solche Riffs mit ihren scharfen Kanten nur ganz kurz aus, dann kann ihnen schnell die Luft ausgehen. Morgen Montag fahren wir nochmals den weiten Weg nach Le Marin hinein. Dann entscheidet sich die Sache.

Den Rückweg hatten wir erst so spät angetreten, weil wir gleich auch noch Marc und Karin von der St. Raphael auf einen Kaffee getroffen hatten. Das ist ein anderer schöner Effekt des Seglerzentrums der Karibik: hier kann man viele andere Segler treffen, denn es kommen die meisten an diesem zentralen Ort vorbei. Es war schön, die beiden wieder zu sehen und von ihren Erlebnissen und Plänen zu hören.

Der Haken an der späten Rückfahrt wurde dann nicht nur wegen der unbetonnten und sogar für ein Dinghy zu seichten Riffe deutlich, sondern vor allem, als es darum ging, im Dunkeln in der riesigen Bucht unter den Hunderten anderer Segelboote das Richtige zu finden. Mit Hilfe von Navionics auf dem Handy und des Skippers untrüglichem Orientierungssinn gelang das zu meiner Überraschung dann trotzdem quasi als Punktlandung.

Nach einem schnellen, einfachen Znacht mit frischem Baguette und Brie gings bald in die Heia. Es war ein langer Tag nach einer langen Überfahrt gewesen. Aber ein Fazit konnten wir schon ziehen: auch hier hat sich nicht viel verändert in den letzten fünf Jahren. Oder zumindest nicht auf den ersten Blick. Vielleicht können wir den Blick in den nächsten Tagen ja noch vertiefen. Und: wir lieben das blaue Wasser und die entspannte, farbig-fröhliche Atmosphäre in diesem Teil der Welt noch immer. Der Ohrwurm der Scorpions passt nicht nur für Barbados, sondern auch hier auf Martinique.

Ein Schauer zieht über der Bucht von Le Marin durch.