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Tag 3 – Petri heil

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Anm. der Redaktion:
Wenn auf einer Yacht auf Passage alle Systeme an Bord ihren Dienst tun, dass Wetter nicht verrückt spielt, alle Mägen gefüllt sind und vor lauter Schlaf nicht mehr geschlafen werden kann, dann sucht die Crew nach neuer Beschäftigung.
Die einen schreiben Berichte, andere Lesen und dritte widmen sich der Jagdkunst. Viel Spass bei Uschis jüngstem Artikel über funktionierende Technik, Vorräte und vor allem über das Fischen!
Paddy
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Es ist 10:20h Bordzeit am So., 5. Januar. Ich sitze mit dem Laptop im Cockpit, in Shorts und T-Shirt. Vorne zieht die seit gestern mit unserem vor fünf Jahren mehrfach zurecht gestutzten Genuabaum ausgebaumte, einmal gereffte (verkleinerte) Genua. Hinten steuert Leonie ebenfalls seit gestern wieder ohne Probleme durch die Wellen. Gisela, unsere Wassergeneratorin, wurde soeben wieder herausgenommen, weil wir schon wieder fast zu viel Strom haben. Die Solar-Panels liefern gerade ca. 13 Ah, der Wassermacher produziert Trinkwasser, diverse Geräte wie z.B. mein Laptop sind zum Laden angeschlossen und auch der Kühlschrank läuft – kurz; die Energiesituation ist einmal mehr sehr positiv, denn die Sonne scheint mit aller Kraft aus dem blauen Himmel mit nur vereinzelten malerischen Passatwölkchen. Wir geniessen diese Meilen mit dem rundum freien Horizont bei perfekten Bedingungen sehr. Und freuen uns, dass Paddy im neusten SMS, aber auch der kurzfristige Wetterbericht von Wetterwelt uns weitere solche Tage versprechen.

Seit gestern sind wir wieder auf dem Backbordbug unterwegs, d.h. sea magiX krängt nach links und unser Kurs ist wieder stärker westlich. Wir sind inzwischen auf einer nördlichen Breite von ca. 14°, also etwa auf der Höhe von Martinique. Cayenne in Franz. Guyana liegt auf ca. 5° N, d.h. wir müssen noch viel Weg südwärts machen. Aber eben auch westwärts. Mit dem gegenwärtigen Wind kommen wir jetzt wieder ziemlich genau an den gewünschten Kurs von 250° (also 20° südlicher als rein West) heran.

Krängung auf die linke (Backbord-) Seite bedeutet, dass es jetzt wieder einfacher ist, das Kästchen mit den Süssigkeiten und Guetzlis zu öffnen, ohne dass alle Biscuitrollen auf einen herabregnen. Das ist vor allem nachts sehr verlockend, wenn einem die Augenlider in der Wache schwer werden und man sich mit Naschen wach halten möchte. Und doch: diese Nacht fand das kaum statt.

Eine Seglern häufig gestellte Frage ist, ob wir unterwegs denn fischen würden. Die Antwort der sea magiX Crew fiel da jeweils etwas kompliziert aus, denn eigentlich packt den Skipper immer wieder das Jagdfieber, aber die Crew, bzw. die Smutje ist selten dafür, weil wir (glücklicherweise) immer genug Vorräte an Bord haben, die gegessen werden sollten und somit ein Fang nicht wirklich nötig wäre. Gestern versuchte es der Skipper mal wieder und hängte (während meiner Freiwache 😉) einen schönen farbigen Köder hinten hinaus.

Und landete schnell einen absoluten Volltreffer. Eine wunderschöne, ca. 50cm lange Goldbrasse hatte unvorsichtigerweise nach dem orangenen Ding geschnappt.

Eine der heikelsten Phasen beim Fischen ist das An-Bord-Bringen eines Fisches an der Angel. Grosse Exemplare wie dieser Mahi Mahi wehren sich intensiv und es braucht viel Kraft und Geduld, das Tier an Bord zu bringen, ohne dass es im letzten Moment noch von der Angel springt. Vorsichtig zog Bänz den Fisch heran. Ich stand mit dem Kescher am Heck bereit. Jetzt nur nicht aus dem Ruder laufen, Leonie! Es gelang und Bänz konnte ihm mit einem beherzten, schnellen Schnitt die Leidenszeit beenden.

Faszinierend (und zugleich traurig) zu sehen, wie schnell danach die schöne, goldene Farbe seiner Haut dem typischen Silbergrau wich. Das anschliessende Präparieren und danach die grosse Reinigung des Schiffs füllten die Nachmittagsstunden. Nachdem es zum ziemlich späten Mittagessen wunderbaren, fangfrischen MahiMahi gegeben hatte, war auch die Skepsis der Crew gegenüber dem grundsätzlichen Thema Fischen ausgeräumt. Was jetzt aber auch klar ist: in den nächsten Tagen wird noch nicht wieder gefischt. Im Kühlschrank lagern noch mindestens zwei grosse Portionen Mahi Mahi, nebst den diversen vorgekochten Menüs. Und wo kämen wir da hin, wenn das Naschkästchen nachts weiterhin ständig unbehelligt bliebe? 😉

Ein wichtiges Learning hatten wir auch noch von der ganzen Petri Heil Aktion: spätestens Mitte Nachmittag müsste auch ohne Erfolg die Leine wieder weggeräumt werden. Denn das An-Bord-Bringen und Präparieren sollte bei Tageslicht erfolgen können.

Eines ist jetzt aber klar: die Frage nach dem Fischen an Bord kann der Skipper ab sofort mit einem einfachen „Ja“ beantworten.