Es ist wieder einmal so weit; mit den Berichten sind wir hoffnungslos im Hintertreffen und können nur noch kurz einen Rückblick erstellen, wenn wir die Lücke noch rechtzeitig vor dem nächsten Start füllen wollen. Here goes:
Unsere Rechnung für die Fahrt vom Industriehafen bei Granadilla 20 SM nordostwärts nach Radazul ging tatsächlich recht gut auf. Dank dem frühen Start kurz vor Tagesanbruch waren wir tatsächlich schon vor Radazul als der Wind begann, sich stärker bemerkbar zu machen. Trotzdem hatten wir eine sehr holprige See, gegen die zu motoren wenig Lustgewinn brachte.
In Radazul sorgten wir kurz für etwas Verwirrung, da wir fürs Auswassern erst eine Woche später dort angemeldet waren. Der Skipper wollte aber gerne hier einen eintägigen Zwischenstopp machen, um die Lage vorher auszukundschaften und weil wir erst am Folgetag in Santa Cruz angemeldet waren. Da die Charteryachten unter der Woche unterwegs sind, bekamen wir für diesen Tag ein Plätzchen und konnten unsere Fragen klären. Die Werft war bereit für uns, der Kran war in Betrieb, auf dem Werftgelände wo sea magiX stehen würde war inzwischen geteert und recht sauber aufgeräumt und auch die Duschen/WCs gab es noch immer, wenn auch in etwas lottrigem Zustand, den wir schon vor 5 Jahren bemerkt hatten.
Mit dem guten Gefühl, dass das Auswassern und „Zwischenlagern“ von sea magiX in der Woche danach gut klappen würde, gings dann am nächsten Tag noch für die letzten Meilen wieder frühmorgens weiter nach Santa Cruz. Dort mussten wir trotz den Bitten um einen Fingerstegplatz (damit wir schon mal auf einer Seite mit dem Freibord putzen und polieren hätten beginnen können) mit einem Platz am Kopf der Marina mit römisch-katholischem Festmachen mit Moorings Vorlieb nehmen. Im Verlauf der nächsten Tage fegte uns der Wind dann auch prompt millimeterdicke Schichten von rotem Staub aufs Deck, aber was sollte es – es war ja sowieso klar, dass wir das Boot noch intensiv putzen würden. Dafür konnten wir wieder diverse Kontakte mit anderen Booten auffrischen, die sich alle ebenfalls dort einfanden.
Es folgten ein paar Tage mit Mietauto-Ausflügen, Wanderungen, etwas Sightseeing und einigen Besuchen bei der Eisenwarenhandlung La Marina in der Dársena Pesquera und dem Yanmar-Händler Multinautica gleich um die Ecke. Gleichzeitig ging es darum, sea magiX fürs Auswassern in Radazul vorzubereiten: putzen, aufräumen und die Segel abwaschen, trocknen und rechtzeitig vor den nächsten Sandwolken abschlagen und zum Segelmacher bringen. Das schöne neue Gross-Segel brachten wir zu Pedro, damit er uns am richtigen Ort fürs gereffte (verkleinerte) Segel die Verstärkungen anbringen konnte, die es vor dem Reiben an der Saling (den Querverstrebungen am Mast) schützen sollen. Und die Genua brauchte generell etwas TLC (tender loving care) nach dieser doch wieder anspruchsvollen Sommer-Saison; vor allem vorne beim Bugkorb. Zudem ist es praktisch, wenn die Segel nicht im Weg umherliegen beim Auswassern, sondern beim Segelmacher zwischengelagert werden können. Wir haben abgemacht, dass er viel Zeit hat, daran zu arbeiten und wir sie erst wieder abholen, wenn wir Ende November vom Heimaturlaub zurück kommen.
Wanderungen auf der Vulkaninsel
Sightseeing-Ausflüge mit dem Mietauto
Auch einen Arbeitstag schaltete ich noch ein, während der Skipper sich um die Pendenzenliste kümmerte. Unter anderem der Update unserer Verewigung an der Hafenmauer entstand an jenem Tag. Sehr gelungen, finde ich!
Die Zeit verging wie im Flug und schon war wieder eine Woche verflogen und unser Auswasserungstermin vom 8. Oktober in Radazul war da. Diesmal mussten wir nicht ganz so früh losfahren, denn wir waren ja mit dem Wind nach Südwesten unterwegs. In Radazul angekommen wurden wir kurz gebeten, noch draussen vor der Marina eine Runde zu drehen. Dann war der Travellift auch schon bereit und wir konnten direkt zum Auswasserungsbecken tuckern. Da das Becken nicht besonders tief ist, sind hier ausnahmsweise die Gezeiten relevant und wir waren froh, pünktlich auf die vereinbarte Zeit um 10h hineinfahren zu können. Wieder ging es Ruck-Zuck und schon hing sea magiX elegant in den sorgfältig angebrachten Gurten.
Obwohl wir den Unterwasser-Rumpf in den letzten Tagen und Wochen nicht regelmässig geputzt hatten, war sie nicht besonders verwachsen, als sie aus dem Wasser gehoben wurde. Nur die lustigen parallelen Spuren von irgendwelchen Fischmäulern, welche die Algen abgeknabbert hatten, sorgten kurz für erhobene Augenbrauen. Aber dann waren auch die schnell mit dem Hochdruckreiniger weggespült worden und das letzte Krebslein krabbelte noch flugs über den Kiel hinunter und zurück ins Wasser. Bis am Nachmittag war sea magiX stabil aufgebockt an ihrem Platz, mit sauberem Unterwasserschiff und abmontiertem Propeller, und wir sassen im Bus, um noch zügig zurück nach Santa Cruz zu fahren und das Mietauto zu holen, bevor die Marina dort ihre Tore und damit den Parkplatz für die Nacht schon wieder schloss.
Die folgenden dreieinhalb Tage waren prall gefüllt mit den üblichen Auswasserungsarbeiten: putzen, polieren und polieren und putzen… Sea magiX schaute mit ihrem Bug ziemlich genau nach Süden, so dass wir uns morgens beeilen mussten, wenn wir die Westseite des Freibords polieren wollten, bevor die Sonne dort für den Rest des Tages hin-brannte, und uns abends dann um die Ostseite kümmerten, bevor es dafür zu dunkel wurde. Es war weiterhin heiss und „tüppig“ und der Schweiss rann uns jeweils in Bächen in die Augen. Die noch in Deutschland erstandene 220V-Poliermaschine war Gold wert, aber strapazierte gleichzeitig des Skippers Muskeln intensiv. Meine wurden schon ohne Poliermaschine, nur mit dem Microfaserlumpen und unzähligen Kreisbewegungen beim Auftragen und Verteilen der Politur strapaziert.
Die erste Nacht hatten wir noch an Bord von sea magiX am Trockenen verbracht. Für die letzten drei hatten wir dann eine Wohnung direkt in der Marina gemietet. Ein unglaublicher Luxus; das eigene grosse Badezimmer, eine kleine aber absolut funktionale Küche mit Kühlschrank, Wasserkocher, Kaffeemaschine und Mikrowelle und viel Platz auf zwei Etagen für all unser Material, das noch aussortiert, gewaschen und gepackt oder wieder aufs Boot zurück gebracht werden musste.
Abends waren wir jeweils so k.o., dass es noch knapp für ein schnelles Essen im Rincón de Frankino direkt vor der Haustüre reichte, bzw. für eine Takeaway-Pizza vom Italiener (Bufala de Italia) auf der anderen Seite vor der Haustüre. Aber bis am Freitag dem 11.10., vor unserem Abflugtag hatten wir es dann doch geschafft: sea magiX glänzte stolz mit ihren polierten Freibordseiten mit den Sternen um die Wette, drinnen konnte man sich wieder bewegen und wusste, dass die Bilge darunter blitzblank war, die Falle, Schoten und weiteren Leinen waren gewaschen und getrocknet und auch das Getriebe im Saildrive war wieder – mit neuem Simmering und genügend Silikon-Motorendichtung ins blitzblank geputzte Gehäuse eingepasst.
Einen kurzen Versuch, den Rumpf mit Garten-UV- und Sichtschutzmatten vor der aggressiven Sonne zu schützen, machten wir am Samstagmorgen wieder rückgängig. Zu sehr kratzte das Material am empfindlichen, schön polierten Rumpf. Aber die extra gekauften Matten kommen mit auf die Weiterreise, denn sie werden im nächsten Jahr in der Karibik wohl doch nötig sein.
Nach längerem Hin und Her beschlossen wir, eines unserer beiden Klappvelos als Sportgepäck mit nach Hause zu nehmen. Und so verabschiedeten wir uns am Samstagmittag etwas schweren Herzens von unserem treuen, schönen Boot, stiegen mit drei grossen und zwei kleinen Taschen ins Mietauto und machten uns auf die Heimreise mit Direktflug Teneriffa – Genf.
In der Schweiz kamen wir mit der nicht unüblichen Verspätung von einer Stunde in Genf an. Dies bedeutete jedoch, dass der letzte direkte Zug nach Bern gerade losfuhr während wir über die Rollbahn zum Terminal rollten. Es folgte eine mehrstündige Odyssee durch die ungewohnt kalte Regennacht, bis wir kurz vor 04h morgens zuhause eintrafen. Wie schön war es, da einfach die Wohnungstüre aufschliessen zu können, die Taschen hinzustellen und ins Bett zu kriechen! Auch ein Zuhause auf festem Boden zu haben ist eben doch ein grosser Luxus und ein wahrer Wert.
Die folgenden fünfeinhalb Wochen waren prall gefüllt mit Arbeitsterminen, Treffen mit vielen lieben Freunden und Familienmitgliedern und Vorbereitungen für die nächste Etappe unserer Reise. Inzwischen steht der Abflug nach Teneriffa übermorgen bevor. Draussen liegt noch immer der vor wenigen Tagen gefallene Schnee und drinnen packen wir T-shirts, Moskitonetze und Sonnencreme… aber auch Polierwerkzeug, den Starlink Mini und noch viel anderes Material. Im Moment kommen die zwei Welten hier in unseren Reisetaschen in Berührung. Was sich daraus ergeben wird, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Wir sind sehr gespannt und freuen uns!