Wir legen sea magiX ein wenig tiefer…
Heute ist Mittwoch, der 19.6.24 und sea magiX schwimmt seit 5 Tagen im Kanalwasser. Inzwischen wohl ein paar Zentimeter tiefer als noch am Freitag direkt nach dem Kranen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Material sich in so einem überschaubaren Volumen verstauen lässt. Und auch, wie viel Zeit und Aufwand dafür nötig ist, unser Boot nach dem Winterlager wieder für eine längere Reise bereit zu machen. Regelmässig waren wir in den vergangenen Tagen gegen halb sieben Uhr auf und ebenso regelmässig sind wir abends – ausser gestern, als wir lieben Besuch hatten – k.o. in die Kojen gefallen.
Freitag, der 14. war Einwasserungstag für Bänz und sea magiX und Reisetag für die Crew. Davor hatte der Skipper in nur zwei Tagen unter Dauerstrom noch die revidierte Rettungsinsel abgeholt, ganz viel poliert, das Vorstag mit der Rollanlage überholt, den neuen Ankergalgen montiert, die erneuerten Polster entgegengenommen, etc. etc. etc. Ein Riesenstress und einmal mehr die Erkenntnis, dass wir auch für diesen Teil unserer Reisen jeweils genug Zeit einplanen müssen. Als die Crew am Freitagabend mit dem Bus ankam (bzw. am Weg zum nächsten Ort abgeholt wurde, nachdem sie dusselig-vertrauensvoll in den falschen Bus gestiegen war und es erst merkte, als der an Borgstedt vorbei fuhr… ), hing sea magiX schon gemütlich mit gestelltem Mast und aufgehängter Regenplane am Steg in der Schreiber Marina.
Den Samstag verbrachten wir damit, sea magiX bewohnbar zu machen. Das heisst, das WC zusammensetzen und in Betrieb nehmen, die Liegeflächen putzen, die Federn aufsetzen, Matratzen in einer Regenpause an Bord holen, Kisten so weit sortieren, dass wir Platz zum Liegen oder Sitzen bekamen, dann einkaufen für die nächsten paar Tage, etc.
In einer weiteren Regenpause ersetzten wir auch unsere mehr als 30-jährige kleine Regenblache durch das grössere, neue Sonnen-/Regenverdeck. Und stellten bald fest, dass nicht «nur» jene von Felix, sondern auch unsere fehlerhaft zusammengesetzt ist: alle drei Bahnen sind in die gleiche Richtung vernäht, so dass auf einer Seite des Baums das Regenwasser schön von oben in die Naht läuft und dann durch die Einstichlöcher ungebremst ins Cockpit tropft… Ein perfekter Regenfänger. Dumm gelaufen. Da hatten wir wohl nicht genau genug hingehört, als der Segelmacher von Sonnen-/Regen-Plane gesprochen hatte. Inzwischen haben wir 9m «Segelnummernstreifen» an Bord und haben vor, die Nähte bei (trockener) Gelegenheit dann mal zu überkleben. Abgesehen von dem durchgängigen Leck ist sie sonst nämlich schön gross und luftig und funktioniert als Sonnensegel bei Bedarf dann sicher sehr gut.
Der Sonntag stand ganz im Zeichen der neuen Ankerwinsch, nebst sorgfältigem Aufräumen unseres Platzes in der Werfthalle. Dort waren noch ein paar Gestelle, Leitern, Klappvelos und weiteres Material am Freitag liegen geblieben, weil sie einerseits keinen Platz an Bord hatten und andererseits schlicht keine Zeit gewesen war, das vor dem Einwassern noch gut aufzuräumen. Auch die Polster kamen in geeigneten Regenpausen trocken an Bord.
Die langen Schrauben der Ankerwinsch mussten zuerst noch gekürzt und die Befestigungsscheibe zurecht gesägt werden, dann wurde sie – mit viel Fett und Dichtungskitt vorbehandelt – in der nächsten Regenpause genau auf ihren Platz gesetzt. Danach gings dann unter Deck mit der Feinarbeit weiter. Kuschelig nebeneinander auf dem Rücken liegend, kopfüber die passenden Schrauben und Muttern zusammenfügen («Ich brauch noch einen Zehntelmillimeter nach links!» – «Ich nach rechts!» «Kannst du noch ein wenig anheben?» «Bin schon am Anschlag!»), alles fertig, dann feststellen, dass der Abdeckkübel nicht über den Motor passt, also wieder auseinandernehmen und nochmals Da Capo… Aber nach einigen Stunden hatten wir auch das geschafft und konnten die 50m Kette an Bord winschen. Ein gutes Gefühl. Das Arbeitsprogramm am Sonntag wurde glücklicherweise begrenzt, weil wir um 18h mit unserer Rendsburger Lieblingsvermieterin im Brückenrestaurant zum Abendessen verabredet waren. Es folgte ein gemütlicher und feiner Schnack-Abend mit Inge, die uns immer bereitwillig ihr Zimmer oder ihre Wohnung vermietet, wenn sie frei sind, viele Päckchen für uns entgegennimmt und auch sonst eine liebenswürdige Home Base bereithält. Der Abend war kurzweilig, und doch erlahmten des Skippers und meine Kräfte schon bald: das Arbeitsprogramm forderte seinen Preis.
Am Montag verlegten wir sea magiX ein paar hundert Meter weiter zum Eideryachtclub, wo wir – einmal mehr – sehr herzlich mit offenen Armen vom Hafenkapitän Uwe Siebert empfangen wurden. Auf des Skippers Anfrage, ob eventuell für uns ein Plätzchen frei sei, bekamen wir die höchst sympathische Antwort «für euch finden wir sicher etwas». Wir schätzen die Willkommenskultur dieses Yachtclubs und seines Hafenkapitäns wirklich sehr und finden auch den Platz wunderschön, so gut geschützt hinter den riesigen Bäumen. Zudem ist er sehr viel leichter erreichbar per ÖV als die Rader-Insel. Also an dieser Stelle sei mal wieder der gebührende Dank ausgesprochen; Danke für die immer sehr freundliche Aufnahme!
Viel Sortier- und Aufräumarbeit hatte uns inzwischen so weit gebracht, dass wir wussten, was nun vom Boot nach Flensburg in unseren Winterlagerkeller oder dort in eine Tasche für den Heimtransport in die Schweiz kommen sollte. So gings am Montagmittag dann los in Richtung Flensburg und Sonwik. Und schon bald konnten unsere Schrittzähler wieder jubeln. Unzählige Hin- und Her-Gänge mit Material vom riesigen Mietauto in den Keller und zurück folgten, bis wir endlich alle Segel, Gasflaschen, das Dinghy, den Aussenborder, Dieselkanister, das Bimini, Gisela (unsere Wassergeneratorin) und Leonie (unsere Windsteuerung), sowie tausend andere Dinge irgendwo im Auto untergebracht hatten. Auch ein neues Zündschloss für den Motor konnte der Skipper abholen. Danach gings daran, den Keller wieder so aufzuräumen, dass wir ihn guten Gewissens für einige Monate verlassen konnten.
Als wir endlich fertig waren, mochten wir nicht mal mehr in einem der schönen Strandkörbe an der Marina ausruhen. Nur noch zurück nach Rendsburg war die Devise. Und dort noch schnell einen Schlenker nach Links zum Italiener, dem wir 5 Minuten vor Küchenschliessung um 20:55h noch schnell zwei Pizzas abluchsen konnten. Danach mal wieder Schnelldusche und direkt in die Kojen. Waren wir früher auch jeweils so kaputt an diesen Tagen? Wir wissen es nicht mehr so genau.
Den Besuch in Kiel beim SVB hatten wir am Montag ausgeklammert. Deshalb stand der dann am Dienstag an. Nach den zwei unguten Erfahrungen in der Lagune von Culatra trauen wir unserem alten, eigentlich so treuen Anker nicht mehr so. Und auch mit 50m Kette statt der früheren 30m ists noch immer nicht ein so gutes Gefühl. Deshalb hatte der Skipper einen neuen Anker bestellt: einen Rocna 15kg. Hundertfach verpackt legten wir ihn aufs Vordeck: ob der wohl (wie vorher mit aufwändigen Schablonen gemessen) tatsächlich in die neue Halterung passen würde? Er passt! Nun hängt am Bug von sea magiX ein glänzend neuer Anker, an dem das Regenwasser noch abperlt wie an einem frisch polierten Bootsrumpf.
Abends bekamen wir dann lieben Besuch von Christine und Thomas ehemals von der Danja. Wir hatten sie im Frühling 2019 in Roscoff kennen gelernt und sind seither in Kontakt geblieben. Sie hatten uns mit ihrer Radikalität sehr beeindruckt, denn im Gegensatz zu uns hatten sie damals all ihr Hab und Gut verkauft und waren vollständig auf ihre Danja umgestiegen. Fünf Jahre danach sind sie jetzt in Rendsburg wieder sesshaft geworden und sagen, 4.5 Jahre wurzelloses Seglerleben waren genug für sie. Es war ein schöner, interessanter und fröhlicher Abend und wie so oft wurden wir uns des unschätzbaren Werts solcher Kontakte, ja Freundschaften bewusst.
Heute Mittwoch musste morgens das Mietauto in Kiel zurückgegeben werden. Wir schmunzeln noch heute, wenn wir daran denken, dass die Firma Bänz ursprünglich einen Fiat 500 hatte geben wollen, in den er nicht einmal seine Reisetasche quetschen konnte, und mit dem unser Sonwik-Transport schlicht hoffnungslos gewesen wäre. Zum Glück kam dieser chinesische Hybrid-Wagen genau rechtzeitig zurück, so dass er ungewaschen und ungeputzt direkt an den Skipper weitergegeben werden konnte. Er leistete wertvolle Dienste für uns und die Hybrid-Technik fanden wir beeindruckend, da wir uns weder in Borgstedt noch in Rendsburg bezüglich Schnell-Ladestationen für reine E-Autos auskennen. Als Leihwagen macht Hybrid sicher Sinn.
Inzwischen ist der Skipper zurück und dieser Bericht etwas weiter. Jetzt geht’s ans Rigg und dann bald ans Gross-Segel auftuchen. Wer weiss, vielleicht sind wir bis heute Abend tatsächlich abfahrtbereit?
Der Wetterbericht wäre trocken für morgen Donnerstag, aber gewittrig und nass wieder für Freitag. Sabrina kommt am Samstag in Hamburg an – da werden wir sicher irgendwo sein, wo sie uns mit dem ÖV einfach erreichen kann. Und da für Samstag und Sonntag West- und Nordwestwind angesagt ist, wird das dann wohl nix mit schon hinaus nach Helgoland (das im Nordwesten von Cuxhaven liegt).
Mir wei luege. Es ist schön, nicht unter Zeitdruck zu stehen!