Der Abend in Port Launay war nochmals wunderschön und so kommen hier noch zwei nachträgliche Fotos vom Sonntagabend.
Am Montag tuckerten wir dann gemütlich den Fluss abwärts in die Rade de Brest und segelten dann von dort – weil es gerade so schönes Wetter war und gut lief – statt nach Brest hinein, aus der Bucht hinaus und weiter südlich nach Douarnenez. Wir ankerten am Montagabend in der kleinen Bucht vor Douarnenez und Bänz, der Heldenhafte, wagte sogar einen Sprung ins Wasser. Ich konnte nicht – ich musste schliesslich dokumentieren… ?. Er behauptete aber, dass das Wasser tatsächlich recht warm sei (das Schiffsthermometer sagte 19.6 Grad!).
Inzwischen ist Dienstag, 23.7., und wir haben zwei Hafen- und Bürotage bei schönstem Wetter in Douarnenez verbracht. Während Bänz sich kopfüber am Heck um das Abschleifen unserer Narbe kümmerte, das Teak im Cockpit und an den Fussleisten einölte, sich um Erkundungen, Wäschesalon , Einkauf von Reserve-Camping-Gas (zu nur 29€ für die Flasche!) und alle möglichen weiteren Dinge am und ums Boot kümmerte, erfasste ich die Löhne und bearbeitete ich weitere Themen für mein Geschäft. Leider nicht ganz so entspannt wie unser Bojentag, aber wir hatten keine andere und besser passende Möglichkeit gefunden, unsere beruflichen Situationen noch näher aneinander anzugleichen. Ich habe mich schon öfters gefragt, ob es andere Paare gibt, die eine ähnliche Vorgehensweise gewählt haben, und wie es ihnen jeweils ergangen ist. In den diversen Blogs, die wir natürlich alle studiert hatten, finden sich kaum Hinweise darauf. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist? Ich weiss nur, dass ich in den letzten 2 Jahren sehr intensiv auf diese Reise in dieser Form hingearbeitet habe, und dass unterdessen in der Schweiz ein hoch motiviertes Team im Geschäft arbeitet. Alles Weitere wird sich zeigen und vielleicht kann ich in einem Jahr, nach meinem dritten «Teilnahme-Abschnitt» dann ein Fazit ziehen.
Douarnenez hat mir Bänz dann am späteren Nachmittag gezeigt, als wir per Velo nochmals eine Tour de Ville (im Moment läuft die Tour de France und die Begeisterung mindestens einiger Franzosen – pardon – Bretonen – ist spürbar) durchführten; auch nach Tréboul, d.h. auf die andere Seite. Das eine Klappvelo hat inzwischen erste Seekrankheits-Symptome entwickelt, so dass seine Kette ständig aushängt, aber Bänz nimmt’s mit erstaunlichem Gleichmut und beweist damit seinen hohen Entspannungslevel.
Douarnenez war Mitte des 19. Jahrhunderts zur Sardinen-Konserven-Stadt geworden. Es hat heute noch 4 Häfen, aus welchen die Fischer jeweils ausliefen und Sardinen fischten. Die Konservenindustrie ging Ende des Jahrhunderts dann grossteils ein, als die Sardinenschwärme verschwanden. Der industrielle und etwas verarmte Charakter des Städtchens ist noch heute mit den etwas heruntergekommenen und unerwartet prominenten Wohnblöcken aus dem 19. Jahrhundert an der Küste, und bei näherem Hinsehen auch ausserhalb des Stadtkerns spürbar.
Im Gezeiten-unabhängigen Becken von Port Rhu, in das wir am Montagmorgen verlegt haben, liegt auch ein Museumshafen. Damit sind nicht etwa die zahlreich vorhandenen «moderneren» Schiffsruinen gemeint, sondern doch einige schöne Traditionssegler, die hier betrachtet werden können. Die Facilities (Duschen, WCs) für Besucher wie uns sind eher grenzwertig, aber noch ok. Eindruck machen vor allem die dicken magnetischen Schlösser und Gittertüren an den Eingängen dazu. Da darunter die Türen schon aufgebrochen worden waren, stellt sich die Frage, wovor genau die Schlösser schützen sollen. Jedenfalls schliessen wir beim Weggehen Sea magiX jeweils vollständig ab – vielleicht eine Folge dieses Eindrucks. Dafür ist das Hafenbecken wirklich absolut geschützt, und Strom und Wasser sind zur Genüge vorhanden. Die €26 pro Nacht, die wir hier bezahlen, finden wir deshalb angenehm günstig.
Im Stadtkern sieht alles deutlich gepflegter und freundlicher aus. Die grosse, im 19. Jahrhundert für die stark gewachsene Population gebaute Kirche wirkt dagegen etwas seelenlos.
Jede Hafenmole ist gesäumt von Angelruten-schwingenden Fischern jeglichen Alters und beider Geschlechter, so dass man kaum ein Plätzchen findet, um ein Foto schiessen zu können. Auf den Felsen in der Rade de Guet, in welcher wir von Sonntag auf Montag übernachteten, klettern die Jungs herum und beweisen sich gegenseitig ihren Mut, indem sie vom höchsten Punkt hinunter ins Wasser springen. Schon nur zuzusehen tut mir weh am Allerwertesten. In einer funktionalen Poissonnerie am alten Hafen gäbe es schönen, frischen Fisch, Langoustines oder die kleinen Schneckchen, aber solche Dinge lasse ich mir lieber von den Experten in den hiesigen Lokalen auftischen.
Über die Schleusentore zum Hafen führt die kleine Brücke für Fussgänger (und Klappvelos) nach Tréboul, wo wir dann auch noch einen kleinen Apéro in einer Hafenbar nehmen, bevor es zurück zum Boot geht für ein einfaches Znacht mit Teigwaren. Tréboul ist deutlich die wohlhabendere Seite des Städtchens. Hierher wurde das Seebad verlegt, als Douarnenez durch die Industrialisierung mit den Sardinenfabriken seinen Bad-Charakter veränderte. Und hier sind auch heute noch die Mittelklasse-Häuschen und gepflegteren Mehrfamilienhäuser zu finden.
Trotzdem – auch Douarnenez gefällt uns als Ort und mit seiner entspannten Stimmung.
Und für uns stellt sich nun die Frage, wie und wann es über die Biskaya gehen könnte. Vom Wind/Wetter her sieht’s für die nächsten Tage nicht gut aus; das Wetterfenster wäre eben jetzt gewesen. Vielleicht geht’s am Freitag oder Samstag, aber bis dahin ist Südwest- und Südwind angesagt, gegen den wir nicht ca. 330 SM lang kreuzen wollen. Und dazu noch Regen – das geht gar nicht! Jetzt schauen wir mal, ob wir morgen trotz (leichtem) Südwind durch den Raz de Sein oder sonst aussen um die Ile de Sein rum kommen und dann vielleicht in den nächsten Tagen nach Concarneau oder so. Von dort kann man ja auch noch starten für die Biskaya – der Kurs ist dann einfach etwas westlicher aber wir hoffen auf Nordwind. Und da wir ja unserem Zeitplan bisher weit voraus waren, haben wir jetzt auch noch viel Zeit, um auf ein passendes Wetterfenster zu warten. Auf gut Berndeutsch: mir wei luege!
P.S. Der Beitrag «Unsere Route» sollte immer im Tab «Wo sind wir?» zu finden sein. Und nein – das ist nicht der Zahlen/Daten/Fakten-Bericht von Bänz… Nur eine Pendenz, die an einem Bürotag auch noch bearbeitet werden konnte.