Gefühlt haben wir schon viel Zeit mit dieser Berner Art des Wartens verbracht auf diesem Törn. Jetzt gerade in Cherbourg. Heute Nachmittag, d.h. in etwa 2-3 Stunden, soll es dann mit einer ganz leichten Brise weitergehen, nach Alderney. Mal sehen. Momentan warten wir noch schnell ein wenig 😊. Auf Wind. Immerhin sind die Temperaturen inzwischen wieder auf angenehme ca. 19 Grad gestiegen. Ich habe soeben den zweiten Fasi ausgezogen. Und – im Gegensatz zu weiter nördlich, z.B. in Dänemark, wo die Aeola gerade ebenfalls dieser Berner Beschäftigung frönt, bei uns ist es momentan trocken. Hoffen wir, dass das noch ein wenig so bleibt.
Die Überfahrt der ca. 85 SM von Fécamp verlief – einmal mehr – anders als von den Meteorologen vorhergesagt: wir hatten ja kurzfristig unsere Abfahrt auf Freitagmorgen verschoben, da mehr und doch nicht zuviel Wind vorhergesagt wurde, als für Donnerstagnacht. Es kam mal wieder anders: wir mussten «schnell warten» auf den Wind, der erst nach mehreren Motorstunden seine Aufwartung machte. Im Wechsel zwischen leichten Seebrisen wie auf dem heimischen Murtensee und etwa einer Stunde stärkerem, dann wieder sehr raumem schwachem Wind mogelten wir uns bis an die Pointe Barfleur heran. Dort erfasste uns der starke Strom, der zum Glück besser vorhersehbar und deshalb planbar ist, aber er machte das Steuern auch unter Genni ziemlich schwierig. Dann auch noch die Stromschnellen an der Ecke… Es war gut, am Abend in Cherbourg einlaufen zu können.
Angesichts der vielen Regattaflaggen am Besuchersteg war sofort klar, dass wir hier wohl keinen normalen Platz bekämen. Aber wir mussten nur … genau: schnell warten, bis uns ein Platz am Ponton F zugewiesen wurde. Eine halbe Wanderung von den Sanitätseinrichtungen entfernt, aber tant pis – man sollte nur den Gang zur Toilette nicht zu knapp planen bei diesen Distanzen.
Den Regentag gestern Samstag verbrachten wir mit einem ausgedehnten Einkaufs-Spaziergang hinaus zum Lidl wegen des haltbaren, guten Brotes. Für Thomas› Rückfahrt machte ein Busfahrer mit seinem Gefährt sogar eine kleine Extraschlaufe. Sehr nett!
Zurück an Bord gings an diverse Pendenzenpunkte, wie das Anspleissen der neuen Ankerleine an die Kette (wir haben jetzt alles neu da vorne: neuer Anker, neue 50m Kette und neue 25m Ankerleine… Die Auswirkungen der beiden schlechten Erlebnisse in der Lagune vor Culatra waren nachhaltig!), sowie ein wenig Aufmerksamkeit für Leonie, die bisher nicht oft zum Zug kommen durfte. Abends dann gab es ein kulinarisches Highlight im uns sehr bekannten und lieb gewordenen Le Plouc 2. Noch immer exzellente Küche und angenehmes Ambiente, auch wenn die Preise inzwischen deutlich angestiegen sind. Trotzdem – es war es eindeutig wert. Und der Skipper kam mal wieder zu seinen 8 Huitres de Saint Vaast, also von gleich um der Ecke.
Morgen 15.7., nach dem grossen 14-Juillet-Feuerwerk, startet von hier aus der Dhream Cup mit 3 Klassen. Die kürzeste Route von 600SM für die kleinsten Boote geht von Cherbourg zum Wolf Rock an der Südwest-Spitze Englands und dann in die Südbretagne nach La Trinité sur Mer. Die mittlere Route à 1200 SM hängt noch den Fastnet Rock an, und die grössten und schnellsten Boote fahren zuerst um die Isle of Man bevor sie zum Fastnet hinaus rasen. Erste Ankunft erwartet in La Trinité: nach 5 Tagen… Puh, lieber die als ich! Da warte ich doch lieber schnell ein wenig auf passende Windverhältnisse für die kurzen Stücke, die momentan einigermassen planbar sind. Wir schauen heute mal, ob wir nach Alderney hinaus kommen, und dann wieder, was von dort aus ein sinnvoller nächster Schritt sein könnte.
Vielleicht müssen wir auch einfach wieder … genau: schnell ein wenig warten.