Was wir in den vier Tagen seit unserer Ankunft hier in Vila do Porto auf Santa Maria gesehen haben, gefällt uns sehr.
Wir verbrachten den Rest des Mittwochnachmittags nach unserer Ankunft mit Aufräumen und Trocknen. An Deck, im Cockpit und in den Backskisten musste alles mit Süsswasser abgespritzt und an Wind und Sonne zum Trocknen gelassen werden. Unter Deck war’s ähnlich – Bodenbretter, unter den Kojen (hier zeigte sich die Schattenseite der gut ausgerüsteten Bordwerkstatt… da gibt es viiiiel zu trocknen!), Toilette sowieso und zwei Waschmaschinen… Aber bis zum Abend hatten wir das Schiff schon wieder so weit aufgeräumt, dass es aussah, wie wenn nichts gewesen wäre, auch dank dem schön sonnigen, warmen und windigen Wetter. Für mehr als die paar Schritte zur Dusche reichte meine Energie dann jedoch nicht mehr – nicht mal die paar Meter hinauf zum Fort mochte ich mehr spazieren; mein Kissen rief schon ganz laut nach mir und auch Bänz insistierte nicht sehr mit seinem Spaziervorschlag.
In der Nacht wachte ich brav noch alle zwei Stunden kurz auf, aber konnte dann jeweils einen der «most favourite moments» beim Langfahrtsegeln geniessen, nämlich das Bewusstsein, dass ich jetzt gleich umdrehen und weiterschlafen könne. Aaaah, welch Luxus! Beim Skipper hingegen klappte das Langschlafen noch nicht. Er war ab ca. 03:30h so wach, dass er Vila do Porto halt nachts erforschen ging. Tja, davon hab ich nicht viel mitbekommen… 😉
Am Donnerstag besuchten wir gemeinsam das Städtchen und begegneten dabei einer Prozession zum Fronleichnams-Feiertag mit Blasmusik und Parade der lokalen Pfadi. Der anschliessende Gottesdienst konnte nicht sehr spannend sein – uns schien, also ob die Pfader an der Haupttüre in die Kirche eintraten und Sekunden später schon wieder beim Seiteneingang heraus kamen. Aber «honi soit qui mal y pense».
Vila do Porto gefällt uns – wie auch der Rest der Insel, den wir bisher sehen konnten – sehr. Die Häuser sind weiss mit jeweils farbig umrandeten Fenstern und Hausecken. Offensichtlich müssen die Häuser jedes Jahr neu gemalt werden. (Es gibt für ein so kleines Städtchen doch erstaunlich viele und gut ausgestattete Farbläden.) Natürlich gibt es auch hier einige «Projekte», die am Zerfallen sind, und auch viele geschlossene Läden und aufgegebene Unternehmen. Aber trotzdem wirkt das Städtchen – an einer Hauptstrasse aufgereiht – sehr gepflegt.
Im Trottoir sind drei Sujets als Verzierungen eingelegt: 2 Fische, ein grosses Segelschiff und als drittes eine Muschel wechseln sich ab. Wie die Trottoirs ist auch die Hauptstrasse grossteils gepflastert.
Nicht gerade ein Flüsterbelag. In der Mitte des Städtchens liegen sich die beiden Supermärkte genau gegenüber. Daneben drei-vier Cafés und Restaurant/Bars, das eine oder andere Hotel und natürlich die Kirche mit streng auffordernd läutendem Glockenturm.
Die Kirche drinnen war üppig mit frischen Blumen (natürlich blauen Hortensien, und weissen Lilien) geschmückt – wohl für die Fronleichnamsfeier. Mein für ein Dankeskerzchen eingeworfener Euro erhellte gleich 5 Lichter gleichzeitig – war wohl ein Rabatt-Angebot 😉.
Am Freitag, 9.6., gabs nach den Büro-Arbeiten des Morgens dann eine Bustour mit dem Bus der Linie 3. Wir hätten wohl schon einen früheren nehmen können, aber brauchten ziemlich lange, bis wir den Fahrplan verstanden hatten, und liessen uns davon irritieren, dass jeder Bus hier mit Nr. 4 angeschrieben ist, auch wenn er eigentlich Linie 1 oder 3 wäre. Während wir am Bus Stop warteten, bzw. den Fahrplan studierten, sprach uns eine Passantin sehr freundlich an: morgen Samstag sei Feiertag – da gebe es keine Busse, nur heute. Das half uns zur Entscheidung, einfach den nächsten zu nehmen, der daher kam. So gab es für € 3.20 eine Rundfahrt durch das langgezogene Städtchen Vila do Porto, durch Valverde, hinauf nach Santana zu einer Strassenkreuzung (Paul) «in the middle of nowhere», die den Endpunkt der Linie darstellt. Von dort gings dann wieder zurück, schön bis hinunter zur Marina. So hatten wir schon in kurzer Zeit (wenn man die Stunde, die wir davor brauchten, um das System zu verstehen nicht rechnet) etwas mehr von der Insel gesehen und waren erst noch trocken geblieben. Der Bus füllte sich nicht wirklich – die ca. 5000 Einwohner der Insel scheinen nicht so auf ÖV zu stehen. Aber wir würden wetten, dass unser Busfahrer jeden dieser Einwohner mit Namen kennt. Jedenfalls sprach er jeden seiner Passagiere mit Namen an und führte engagierte Gespräche mit ihnen allen, von denen wir leider nicht viel verstanden – Portugiesisch finden wir wirklich sehr schwierig.
Am Samstag, 10.6., Nationalfeiertag Portugals, wollten wir nun endlich mal ein wenig «Einlaufen». Inzwischen war nämlich klar geworden, dass unsere Freunde Kurt und Ruth ihre Wanderferien in den Azoren mit einem Besuch an Bord von sea magiX verbinden würden. Da mussten wir natürlich unsere Seebeine wieder etwas nachdrücklicher an Land-Wanderungen gewöhnen. Unser geplanter kurzer Spaziergang in Richtung West-Ecke der Insel entwickelte sich dann aber zu einer ausgewachsenen Wanderung. Wir hatten die Überdimensionierung der Lande- und Abflugbahn des Flughafens unterschätzt, dachten, wir könnten «nur mal schnell noch da rum» und dann wieder zurück und fanden dann heraus, was gemeint ist, wenn im Wanderführer steht, der Flugplatz bzw. die Piste sei überdimensioniert. (Sie wurde im 2. Weltkrieg durch die Alliierten als Zwischenlandeplatz für Flüge von/nach USA gebaut). Unser «Einlauf-Spaziergang» entwickelte sich zu einer sechsstündigen Wanderung, für welche wir nicht mit genug Sandwiches und Getränken ausgestattet waren. Und – auch das steht im Wanderführer – da ist unterwegs keine Einkehrmöglichkeit. Nur das Meer, die Felsküste und oben drauf die grünen Weiden mit spitzen Grasbüscheln und immer wieder mal einer Kuhherde (Mutterkühe mit Kälbern, um es spannend zu halten). Im Flughafengebäude (wo der zweitletzte von 5 Flügen am Tag in zwei Stunden landen sollte) konnten wir unsere Flüssigkeitsspeicher mit Cola aus dem Automaten auffüllen, um dann der Strasse entlang am viel kürzeren Weg heim zu kommen.
Die warme Dusche im Clube Naval weckte danach unsere Lebensgeister wieder – wobei wir zuerst unzählige grosse Käfer, die uns verdächtig an Kakerlaken erinnerten, verscheuchen mussten… Wääääh!
Heute Sonntag, 11.6., hätte eigentlich die ARC Europe starten sollen. Zu unserem Erstaunen sind aber die meisten Boote gestern losgesegelt. Nur eines startete wirklich heute. Ob wir da etwas falsch verstanden hatten? Jedenfalls gab es für beide Tage Sonne pur und heute auch wieder schönen Nordwind. Etwas vorsichtiger als gestern planten wir heute, beim Spaziergang nach einer Stunde umzukehren. Wir hielten uns dann zwar auch heute nicht daran, sondern kletterten die Wiese hoch hinauf zu den Windkraftwerken, aber es klappte diesmal besser sowohl mit der kürzeren Dauer, als auch mit der besseren Verpflegung. Auch auf dieser Seite (heute gings vom Hafen Ostwärts) ist die Aussicht aufs Meer und die Küste wunderschön. Und diesmal kamen diverse spannende geologische Formationen hinzu: Kissenlava (pillow lava) und Gesteine mit unzähligen Versteinerungen. Auch spannend, wie klar sichtbar die diversen geologischen Schichten beim Kissenlava-Steinbruch sind. Santa Maria ist die älteste der Azoren-Inseln und ihre geologische Entstehungsgeschichte kann auf diesem Wanderweg ebenfalls nachgelesen werden. Spannend!
Zurück im Hafen gings an die Fertigstellung unseres Hafenmauer-Bildes. Bänz hat es wunderbar exakt und sorgfältig gemalt, obwohl die Farbe beim Abziehen der Schablone gleich mitkam und auch die Löcher in der Wand einige Herausforderungen stellten. Trotzdem – es sieht wirklich gut aus und leuchtet jedem Besucher von der Hafenmauer aus entgegen. Chapeau! Meine Bemühungen hingegen, eine neue Schablone aus Wellkarton zu bauen, waren deutlich weniger erfolgreich. Das nächste Hafenmauer-Bild wird wohl weniger exakt werden. Aber kein Problem – das gibt uns dann einfach einen Grund mehr, hierher zurück zu kehren, um nachzubessern.