Wir liegen vor Anker vor der Insel Cies im Nationalpark. Die Sonne ist aufgegangen und eine Brise aus Nord hält uns quer zum Strand im Wind. Weitere 6 Segelboote tanzen ebenfalls, verteilt vor dem Strand, an ihren Ankern: drei Franzosen, zwei Schweden und ein Deutscher. Aussen an den Jachten sind die kleinen Fischerboote mit Kompressoren verankert, von denen aus die Taucher nach Muscheln (oder anderem? Wir wissen es noch immer nicht.) suchen. Aber seit unserem Besuch hier vor 5 Jahren (siehe den Bericht «Nationalparks auf Spanisch von 2019») wundert uns das nicht mehr. Gestern Abend als wir ankamen war gerade Abfahrtszeit für die letzten Ausflugsboote. Die Warteschlange am kleinen Pier war hundert Meter lang und ich zählte in der einen Stunde fünf grosse Passagierkats von Mar de Ons… Obwohl gestern hier schottisches Wetter herrschte. Die Tourismus-Maschine scheint jedenfalls zu funktionieren, auch wenn sie für unser Verständnis mit Nationalparks und Naturschutz nur begrenzt vereinbar scheint.
Schottisches Wetter mit dickem Nebel, gelegentlichen Regenschauern oder Nieselregen und wechselnden Winden hatten wir jetzt gerade die letzten 3 Tage. Gestern sogar so, dass ich meine Oelzeughose mal wieder anzog. An den anderen Tagen reichte aber die leichte Oelzeugjacke. Und das ist der grosse Unterschied: wenn es regnet, dann zumindest deutlich wärmer als im Norden.
Wir lieben die Rías heiss und sind nun vor eine nächste Entscheidung gestellt: am Freitag könnte sich ein wirklich gutes Wetterfenster für die Überfahrt nach Madeira öffnen. Vielleicht auch für die Fahrt zu den Azoren, aber das würde nicht mehr so viel Sinn machen, weil uns trotz der vielen Wochen dann doch die Zeit etwas knapp würde. Es ist relativ viel Wind angesagt, aber konstant aus der richtigen Richtung, der uns die ca. 600 SM nach Madeira blasen könnte. Die Entscheidungsfindung ist deshalb schwierig, weil es uns hier in den Rias so gefällt und wir eigentlich etwas «zu früh» auf Madeira wären. Aber angesichts der Schwierigkeiten, überhaupt ein Fenster zu finden, wissen wir nicht, ob wir das Risiko eingehen wollen, dieses verstreichen zu lassen. Und zudem liegt da auch wieder einer meiner Arbeitstage dazwischen. Mal sehen, wie die Würfel fallen.
Aus der Ría von Muros vertrieb uns der Nebel, der wie ein lebendes Wesen vom Meer her über die Hügel in die Ría drang und das Badewetter abrupt beendete. Den Morgen vom Montag nutzten wir noch, um in der nahen Lavadoria zu waschen (der Wechsel vom dicken Nordsee-Duvet zur dünneren Südländer-Version wurde dabei feierlich vollzogen) und mal wieder frisches Brot zu kaufen, dann gings bei ganz leichter Brise hinaus und weiter in Richtung der Ría de Arousa. Es war gemütliches Segeln entlang der zerklüfteten, schönen Küste. Gerade hatten wir darüber beratschlagt, ob wir vielleicht etwas weiter zur Insel Ons fahren wollten, da holte uns der Nebel wieder ein. Trotzdem – die Brise schien zu halten. Da schauten wir nochmals auf die Orcas.pt – Seite, denn zwei Tage zuvor waren einige vor Ons gesichtet worden. Der Schreck war gross: ziemlich genau an dem Ort, wo wir gerade waren, hatte jemand vier Stunden zuvor eine Gruppe gemeldet! Nichts wie hinein in die Ría also!
Der kürzeste Weg führte durch den verwinkelten «Sagres Channel» zwischen den Ilhas Salvoras und dem Festland hindurch. Im dicken Nebel lotste der Skipper uns da zwischen den Felsen um die Ecken. Wir konnten die Brandung an den Felsen nur hören. Gelegentlich tauchte der weisse Schaum der Brandung auf; dann waren wir ziemlich nah dran. Gerade meinte der Skipper, wir seien jetzt vor einem Tor mit einem roten und einem grünen Seezeichen, von denen wir beide nichts sahen, da riss der Nebel urplötzlich auf und präsentierte uns die beiden Türme und die dahinter liegende Ría: blauer Himmel, blaues Wasser, leuchtende Felsen, grüne Wälder… sooo sieht das aus!
Im geschützten, flachen Wasser segelten wir bis vor Ribeira und ankerten vor dem Badestrand. Die Ría de Arousa hatte sich einen dramatisch-schönen Auftritt geschaffen, den sie eigentlich gar nicht nötig hat. Sie ist auch so schon wunderschön und spannend verwinkelt.
Inzwischen ist Freitag, der 16.8. und die Würfel sind gefallen: wir wollen heute Morgen noch starten für die Fahrt nach Madeira.
Der Bericht über unsere zwei Tage in Cangas Marina sei hier ganz kurz zusammengefasst: wir wurden sehr freundlich in der Marina empfangen und bekamen dank der zwar unbestätigten aber doch erfolgten Anmeldung über Navily auch einen Platz, den wir für zwei Nächte belegen durften. Die Marina wird gelegentlich schlecht bewertet wegen miserabler Facilities, etc. – wir können dieses Urteil nicht bestätigen. Die sanitären Anlagen sind zwar basic, werden aber sehr regelmässig geputzt und aufgeräumt. Und das Personal ist überaus freundlich und hilfsbereit.
Wir verliessen Cies am Vormittag und verbrachten den Rest vom Mittwoch mit Einkaufen im nahen Lidl und Froiz, Auffüllen der Butangas-Flasche durch einen sehr hilfsbereiten Techniker, der kurz vor Ladenschluss vor dem langen Wochenende noch eine Zusatzschlaufe für uns einlegte (und uns kurzerhand zur Marina hinunter und wieder hinauf zum Laden fuhr, damit wir das noch vor 18h schafften), und dem Erforschen von Cangas, das einen sehr lebendigen, natürlichen und nicht zu touristischen Eindruck auf uns machte. Vor zwei Jahren waren wir hier nur kurz vor dem Strand am Anker gelegen und hatten Frank von der Moving Two getroffen. Jetzt hatten wir etwas mehr Zeit und Musse für das Städtchen.
Als wir unterwegs von Cies nach Cangas waren, erspähten wir einen Kat, der verdächtig nach der Cataleya I von Peter aussah. Die Begegnung war kurz und fröhlich und ergab ein paar schöne Bilder von sea magiX unter gerefften Segeln. Danke, Peter!
Gestern, am hohen Feiertag von Maria Himmelfahrt, wurde morgens vorgekocht und am Nachmittag nahmen wir die Fähre für €2.45 pro Person nach Vigo. So kam ich doch noch zu meinem gewünschten Sightseeing in Vigo. Von der Stadt bekamen wir natürlich auch nur einen sehr oberflächlichen Eindruck. Sie wirkte ebenfalls sehr lebendig, wenn auch deutlich touristischer auf uns. Und sie scheint sehr klar getrennte Viertel von reicheren oder ärmeren sozialen Schichten zu haben. Ein Platzkonzert der lokalen Band mit klassischer Musik, viele Menschen in der berühmten inzwischen vor dem Regen geschützten Austerngasse, unzählige Pastelarias und Bars… Der Aufstieg zum Kastell war bei der Sommerhitze schweisstreibend, aber wegen der Aussicht lohnenswert. Und er ersetzte ein wenig die in letzter Zeit fehlenden Wanderungen, bzw. Bewegungskilometer.
Gestern Abend wurde dann eine neue Ära in unserer Bordkommunikation eingeläutet. Nach langem Vor-Sich-Hinschieben richtete der Skipper den seit Rendsburg mitgeführten Starlink ein. Und er funktioniert, einwandfrei. Die über Nacht herunter- bzw. heraufgeladenen Datenmengen waren beachtlich. Auch jetzt bin ich in ungeahntem Tempo am Hochladen von Fotos für die Webseite. Aber der Stromverbrauch ist auch beachtlich…
Jetzt geht es dann gleich – wie schon erwähnt – los in Richtung Madeira. Wir hoffen auf konstante nördliche Winde von genug Stärke, um nur mit der Genua zuerst mit halbem Wind und dann wenn wir etwa die 10° West erreicht haben, von wo man sagt, dass die Orcas nicht mehr dort hinaus fahren, sollten wir auf Vorwindkurs abfallen können und gemütlicher dahingondeln. Ab und zu sind stärkere Böen angesagt, aber keine Gewitter. Das sollte also hoffentlich eine angenehme Überfahrt geben. Wir sind gespannt! Und werden danach (also ca. nach dem 21.8.) sicher wieder berichten. Stay tuned… 😊