Kreuz und quer durch die niederländischen Fahrwasser

Wie geplant legten wir am Samstag, 29.6. zwei Stunden vor Hochwasser von Harlingen los und machten uns auf den Weg durch das Wattenmeer nach Den Helder. Bei schönstem Wetter und anfangs sehr wenig Wind schlängelten wir uns durch den «Doove Balg» (der-die-das? Welch vielseitig interpretierbarer Name!) südwestwärts nach Den Helder.

Die Fahrwasser im Watt zwischen Harlingen (oben rechts) und Den Helder (unten links)

Die ca. 30 SM hatten wir bis am Abend um 20h mit Hilfe des Stroms sehr angenehm hinter uns gebracht. Bei Den Helder war klar, dass wir noch etwa 2 Stunden lang mitlaufenden Strom hätten und dann die nächsten 6 wieder gegenan. Kühl war es inzwischen auch geworden. So gab es dort einen Zwischenstopp für Verpflegung und Schlaf im Marinehafen bis um 03h morgens.

Um 4h gings wieder los – Segeln ist manchmal sehr ähnlich wie Bergsteigen. Nur richten sich die Segler weniger nach dem Wetter und mehr nach dem Wind.

Der bescherte uns eine angenehme Fahrt entlang der flachen holländischen Küste und schon bald mitte Morgen hatten wir unser erstes Ziel, Scheveningen, erreicht. Es wäre Verschwendung von schönem Wind und passendem Wetter gewesen, hier schon zu halten. So gings mit etwas westlicherem Wind, und somit ohne Gennacker, aber dafür mit einem ersten Leonie-Test hoch erhobenen Hauptes an Scheveningen vorbei in Richtung Rotterdamer Fahrwasser.

Konzentriert steuerte uns Sabrina entlang der holländischen Küste

Das ist dort jeweils immer ziemlich spannend, denn der grösste Nordseehafen Europas hat regen Schiffsverkehr von den ganz Grossen. Es gibt einen «recommended Crossing Track for small vessels», wo man wie das Häschen im Scheinwerferlicht seine Haken schlagen kann. Wir schafften auch das und waren gut weiter unterwegs, als sich im Luv, d.h. auf der Windseite eine dicke schwarze Wolke zusammenzubrauen begann.

Die flachen Gewässer vor der Schelde, mit Vlissingen mitte rechts und Zeebrugge unten links

Es reichte noch zu sagen, dass da wohl bald Regen käme, da war er schon da, und mit ihm auch eine böige Zunahme der Windstärken mit starken Drehern. Teilweise im Blindflug, geführt vom Navigator vor dem Plotter, kreuzten wir über diverse Flachs und Fahrwasser, immer wieder erfreut, wenn auf der einen oder anderen Seite eine Boje im Regen auftauchte.

Leichtsinnig hatte ich mich nicht für längeren Regen ausgerüstet und so begann das kalte Wasser schon bald, innen an der leichten Sommer-Oelzeugjacke den Hals herunter zu laufen. Auch die Bootsschuhe konnten dem Ansturm nicht so lange standhalten, wie nötig, und so gluckste es auch bald fröhlich-nass um die Socken. Mal wieder eine Lektion von der Nordsee… Umso schöner war es dann, als wir in Zeebrugge angekommen waren und uns unter Deck eine warme, geheizte Stube empfing; der Heizungstest nach der Winterpause war somit auch gleich mit positivem Ausgang erfolgt. Und auch ein nächster Gastlandflaggenwechsel hatte nach dem Durchzug der Schauer stattgefunden: Holland verlassen, Belgien erreicht.