Sonntagssegeln

Es hatte am Vorabend eine frühe Nachtruhe gegeben und doch schliefen wir beide um halb acht noch immer… Offensichtlich gibt es da mal wieder Nachholbedarf. Auch Bewegung war gefragt, so dass wir – da ja sowieso die Tide erst um den Mittag drehen würde – nochmals einen Spaziergang in den Flecken Neuhaus machten. Es ist ein typisches Dorf für diese Marsch-Gegend, hinter dem hohen Deich die Backsteinhäuser. Oft mit Backstein-Fachwerk. Leider sehr viele davon aufgegeben, wie z.B. das grosse Hotel Ramm oder auch einige andere stattliche Gebäude. Hier ist keine Platznot und so ist es wohl häufig viel günstiger, ein neues Haus nebenan zu bauen, als ein altes zu renovieren. Zudem gibt es wohl wenige Arbeitsmöglichkeiten vor Ort, so dass die Tendenz auch hier, wie überall auf dem Land, sein wird, in Stadtnähe zu ziehen. Die alten Werften (Auch Neuhaus hatte mal eine) und anderen Arbeitgeber existieren heute nicht mehr. Noch immer stattlich und gut gepflegt ist die Kirche und das Pfarrhaus. Da weiss man, woran man ist…

Stattdessen gibt es den Camper-Standplatz beim Hafengebäude, ein Café, das Fahrradtankstelle heisst, und auch eine Spezialbrauerei, die spezielle Biersorten braut und diese in einer sehr gemütlich wirkenden, urigen Kneipe verkauft. Die sind jedoch sonntags geschlossen.

Gegen Mittag legen wir in einem forschen, aber gelungenen Manöver bei viel Strom von hinten ab und motoren den verwinkelten Weg hinaus zur Elbe.

Draussen wird mal als Erstes unser neues Kutterstag-Passatsegel gesetzt, um zu sehen, ob es überhaupt so passt, wie wir uns das vorgestellt haben. Bei dem schönen Wetter und perfekten Wind fangen wir beide gleich an zu träumen. Test erfolgreich – das passt, und braucht nicht mal einen besonders langen Baum zum Ausbaumen. Nur über die etwas rauhen Stagreiter bin ich etwas skeptisch – ich fürchte, dass die im Verlauf von ca. 3 Wochen auch ein Dyneema-Fall durchreiben können.

Es folgte ein Tag Sonntagssegeln auf der Elbe, bei passendem Wind und trockenem, ab und zu auch sonnigem Wetter, bis nach Stadersand. Dort ist es recht voll, da am Sonntagabend alle wieder heimkommen und ihre üblichen Plätze wieder einnehmen. Wir machen an einer Comfortina längsseits fest, müssen dann aber später nochmals verlegen, als auch dieser Platzbesitzer heimkommt und seinen Platz will. Das ist nur deshalb etwas schwierig, weil Bänz inzwischen im Cockpit das Teak eingeölt hat und man nun beim Rad nicht stehen kann. Aber auch diese Herausforderung meistern wir, bzw. er…

Am Abend leihen wir uns zwei der Klappervelos vom Verein und radeln die ca. 4-5km nach Stade hoch. Dort gibt es ein relativ teures, aber sehr feines Fisch-Essen. Abenteuerfahrt im Dunkeln zurück dann inklusive. Wir sind zwar mit eigenen Kopflampen und kleinen Velölämpchen ausgerüstet, aber der Weg erscheint mir doch recht lange. Das Gefährlichste bei unseren Segeltouren sind wie schon erwähnt eher die Landausflüge als irgendwelche Segeltage.