TLC-Tage in Horta

(29.6.) An den letzten zwei Tagen haben wir uns nicht weit aus Horta bewegt. Stattdessen kümmerten wir uns mal wieder um unsere sea magiX, verewigten uns auf der inneren Hafenmauer, erledigten diverse Büroarbeiten und wuschen Wäsche. Abends gab es gestern im Peter Café Sport, der Kultbeiz für Segler ein sehr feines Hochzeitstag-Essen; den gabs nämlich auch noch zu feiern. Unterdessen heulte ein böiger und mal nicht so warmer Nordostwind mit bis zu 30kn in den Riggs der vielen Boote im Hafen und am Land, wenige Meter hinter uns, waren die Gemeindearbeiter daran, die Dekorationen für die Festa Branca, das «weisse Fest» aufzuhängen. Die Festa Branca steigt am Samstag, 1. Juli. Abgesehen davon, dass dann alle weiss gekleidet seien, haben wir noch nicht ganz verstanden, worum es dann hier genau geht. Wahrscheinlich werden wir es verpassen: wir wollen eigentlich morgen, am 30.6. den kleinen Sprung nach Sao Jorge hüpfen. Unser momentaner Liegeplatz wird spätestens ab morgen Nachmittag benötigt – es ist der Liegeplatz eines Charterunternehmens. Die Dekorationen, die jetzt fröhlich in den Windböen tanzen (für einzelne war es zu viel Wind – die haben sich schon teils aufgelöst), stellen Quallen (viele!), Muscheln, Blumen (?) oder Seeanemonen und einzelne Fische dar. Sie sind alle ebenfalls in weiss gehalten, teils mit blauen Farbtupfern, und wurden vom Skipper prompt als «Geister» bezeichnet. In der knappen Woche seit wir hier sind waren täglich mehrere Menschen dran, diese Dekos aufzuhängen; schnell geht hier sowas nicht wirklich voran… Ich wäre ja gespannt, wie die Weihnachtsdeko hier aussieht, und ob sie die schon im November anfangen aufzuhängen. Aber einmal mehr – so entspannt, wie hier die Menschen sind, nehmen sie sich einfach etwas mehr Zeit und kommen dafür ohne Stress, fröhlich und stetig an ihr Ziel.

Oft werden wir gefragt, ob es uns denn auf dem Segelboot nicht langweilig werde. Mit diesen Zeilen möchte ich deshalb gerne auf jene Frage, zumindest indirekt, mal antworten.

Ein wenig TLC (Tender Loving Care) für sea magiX bedeutete diesmal:

  • Grosssegel abschlagen und Luis Serra, dem vom Mid-Atlantic Yacht Service (MAIS) empfohlenen Segelmacher zur Reparatur übergeben. Luis kommt jeweils auf ca. 18h in die Marina mit einem blauen Pick-up und wird dann von allen Yachties bestürmt, die etwas von ihm benötigen. Wir warteten am Ankunftstag mehr als 1.5 Stunden auf ihn (mit dem Segel bereit an Land), weil wir das System noch nicht kannten. Inzwischen wissen wir, dass man ihn am besten gleich beim Auto abfängt oder (die entspanntere und mir sympathischere Variante) einfach 1.5-2 Stunden einrechnet und ihn mit einem Apero vom Cockpit aus beobachtet und dann abfängt, wenn sein Weg ihn in die Nähe des Stegs führt, an dem man liegt. In jedem Fall ist telefonisches, bzw. WhatsApp-Abmachen von Vorteil. Die auf Samstag versprochene Offerte (per WhatsApp) hatten wir am Montagabend noch immer nicht – da funktionierte das Abfangen schon viel besser und am Dienstagabend konnten wir das zumindest an seinen schlimmsten Verletzungen reparierte Segel wieder entgegennehmen. Es ist schon wirklich alt (noch original vom vorherigen Eigner) und schwach und wir haben schon einen Ersatz gekauft, aber der kam nicht mit nach Portugal… Deshalb muss das jetzige Segel noch für die nächsten fast 3 Monate und ca. 2000 SM halten. Hoffentlich weiss es das und spielt es mit! Inzwischen ist es wieder sorgfältig aufgetucht auf dem Grossbaum und durch seine blaue Persenning vor der zerstörerischen UV-Strahlung geschützt. Sorgfältiger Umgang damit ist essenziell. Kosten: € 150.
  • Die Kühlwasserpumpe für den äusseren Kühlkreislauf ausbauen und ebenfalls zu MAIS bringen. Wir hätten zwar eine Ersatzpumpe dabei (ist ja wohl klar…😉), aber da die Symptome ziemlich deutlich scheinen, dass es nur darum geht, den Simmering zu ersetzen, überlassen wir die Pumpe dem MAIS-Yanmar-Engineer, damit der sie mit seinem passenden Werkzeug bearbeiten kann. Die Mitteilung «We will give you a shout when it’s ready” nehmen wir so ernst, dass wir erst am Mittwochmorgen nachfragen – und sie prompt gleich mitnehmen können. Ihr Einbau dauert etwa eine halbe Stunde und kostet den Skipper ein müdes Lächeln.
  • Der Hartgummiblock, der im Mast das Herausrutschen der Mastrutscher verhindert, musste ersetzt werden. Wer schon mal Hartgummi gesägt hat, weiss, dass so eine Kleinigkeit trotz allem einiges an Zeit kosten kann. Zu zweit klappts und der Block wird wohl wieder eine Zeitlang halten.
  • Das Scharnier des Kästchens unter dem Abwaschtrog war gebrochen. Die Suche nach dem richtigen, passenden Ersatz hatte uns schon in Sao Miguel zu diversen Falschkäufen verführt. Nach stundenlangem Durchsuchen diverser Grabbelboxen in der super ausgerüsteten Ferretteria «Los» beim Markt in Horta, erstanden wir dann für läppische € 1.50 zwei Richtige. Wäre ja ganz günstig gewesen, wenn wir nicht x Euros für die nicht passenden Scharniere davor ausgegeben hätten. 😉
  • Zudem gabs einen neuen Wasserhahn für die Pantry weil der alte tropfte. Auch da wieder – der erste, den wir kauften, wäre günstig gewesen, nur leider passte er nicht. Beim zweiten klappte es dann – aber die Suche nach den passenden Anschlüssen dauerte ebenfalls wieder ein-zwei Stunden.
  • Der Wassertankdeckel, der so speziell ist, dass nicht mal der super ausgerüstete Shipchandler in Lagos einen Ersatz für ihn hatte, bekam eine neu kleine Kette, damit er nicht über Bord gehen kann. Und auf die Einkaufsliste fürs Winterlager kam ein Ersatztankdeckel.
  • Und natürlich: immer wieder viel putzen und aufräumen, sowohl auf, als auch unter Deck, Wäsche waschen, etc. – die üblichen Haushaltsarbeiten, nur vielleicht etwas konzentrierter als zuhause.
  • Daneben, wie schon erwähnt, das Erstellen unseres Wandbildes an der Hafenmauer. Diesmal mit der in Santa Maria mühsam erstellten Wellkarton-Vorlage. Eines hatten wir dabei nicht bedacht und nicht erwartet: der Karton klebte dann schön an der Farbe. Tja, da brauchts wohl noch ein paar Versuche, bis wir unser bestes System gefunden haben. 😉

(Wer jetzt diese Bilder durchsieht bekommt sicher das Gefühl, dass immer nur der Skipper am Arbeiten ist… Das weist die Crew natürlich entschieden von sich – aber Experten soll man gleichzeitig ja vor allem dort einsetzen, wo sie ihre Expertise haben.)

Wir hatten wirklich nicht das Gefühl, dass irgendwann Langeweile aufkommen könnte. Und ich hatte immer auch eine gute Ausrede, warum ich gerade nicht an der Webseite oder an sonstigen Büroaufgaben arbeiten konnte. 😉 So wird dieser Text mal bald gepostet und wer weiss, vielleicht kommen in den nächsten Tagen auch noch einige Worte und vor allem Bilder zu Faial und Horta zum Zug. Watch this space!


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