In Tananger steigen Sandra und Paddy wieder aus und nehmen den Flieger zurück in die Schweiz. Ab jetzt geht’s zu zweit weiter und das Ziel ist klar – wir müssen allmählich wieder südwärts. Auch das Wetter scheint das betrüblich zu finden – Tananger ist grau und nass, und auch beim Start am nächsten Tag tröpfelt uns die Sonne auf die Kapuzen. Unterwegs erwischt uns eine Front unerwartet heftig mit einem Windsprung um 90 Grad und einer Verdoppelung der Stärke auf 7-8 Bft innert wenigen Minuten. Das Gross ist im «Notmodus» schnell unten und die Genua verkleinert, aber mit Wind gegen Strom entstehen sehr unangenehme, steile und hohe Wellen, die konzentriertes Steuern verlangen. Das könnte eine lange Fahrt werden. Wir beschliessen nach 4 Stunden Höllenritt, einen Versuch zur Einfahrt nach Lista zu wagen. Bei seitlich auflandigem Starkwind und mit einem kleinen Restchen Genua halten wir auf die Einfahrt zu – wir wissen, dass es nur einen einzigen Versuch geben kann und die Handgriffe für den Abbruch des Manövers und die Halse weg von hier sind durchgedacht (durchsprechen unmöglich – zu laut). Aber nach einigen ewig langen Minuten mit sehr hohem Adrenalin und dem einen oder anderen Stossgebet an Neptun und Co. sind wir hinter der ersten Mole und können im ruhigen Wasser das Segel fertig einrollen und den Motor starten. Am nächsten Tag herrscht schönster Sonnenschein und wunderbare Windverhältnisse mit 4-6 Bft aus NW, die auch in der klaren Nacht anhalten und uns unter Leonie’s geduldigem Steuer perfekt nach Süden blasen. Auf die wunderschöne Nacht folgt ein noch schönerer Tag und nach Horns Rev wird auch noch der Gennaker gesetzt – die Entschädigung ist angekommen. Wir machen in List auf Sylt fest und lernen die sehr freundlichen Mitglieder des Yachtclubs kennen, als wir dort auf der Suche nach einem Znacht und einer Dusche anklopfen. Die Ernährung bleibt flüssig und unser Bild von den Nordfriesen freundlich.