Wir warten. Wohlgemerkt – nicht auf den Storch. Der wäre etwa 2 Jahrzehnte zu spät dran. Aber das wohlige «Sich-im-Nest-Räkeln» kann man hier den Störchen gefühlt auf jedem Kamin und jedem Kirchturm abschauen.
Wir sind noch immer in Portimao und weder das Wetterprogramm von Dr. Schrader noch Windfinder lassen sich derzeit erweichen, eine vernünftige Windprognose für die 800SM zu den Azoren zu liefern. Entweder es sieht nach 5-6 Bft aus West, d.h. aus der Richtung, in die wir wollen aus, oder nach gar nix – also Windstille. Heute Abend kam erstmals das Stichwort «zusätzliche Dieselkanister» im Gespräch vor. Aber eigentlich – wir hätten doch Zeit! Warum also entsteht jetzt trotzdem Druck, bald mal losfahren zu können? Wir sind noch immer dran, wieder unseren «Langfahrer-Mindset» zu suchen.
Es gibt zwei Gründe, die uns ein wenig antreiben: einerseits tummeln sich derzeit die Orcas noch immer sehr aktiv ganz im Südosten bei Gibraltar. Üblicherweise beginnen die Thunfischschwärme Ende Mai ihre Reise nordwärts, und damit auch die Orcas mit ihnen. Denen möchten wir gerne vorher entwischen.
Und andererseits möchten wir gerne mitte Juni auf den Azoren sein – auch, weil ich für dann einen nächsten Arbeitstag-Termin definiert habe… und weil wir gerne genug Zeit für jene Inseln hätten, die wir noch überhaupt nicht kennen.
Aber eben – weder Neptun noch Aeolus lassen sich von solchen kleinlichen Menschlichkeiten beeinflussen. Wir warten deshalb weiter.
Die Zeit ist bisher wie im Flug vergangen. Einerseits mit Besuchen in Portimao bei den Störchen und andererseits an Bord. Da wir gleichzeitig daran sind, unser schönes Haus zu verkaufen, hatten wir jetzt mehrere Zoom-Termine mit Kauf-Interessenten. Die Gespräche haben jedoch das Unterfangen, eine passende Entscheidung zu treffen, eher erschwert als erleichtert… Zum Glück kommen nun einige Tage mit ganz anderen Themen, so dass wir diese Frage vielleicht eine Zeitlang zur Seite legen und dann mit etwas Distanz beantworten können.
In Portimao fielen uns einerseits die spannenden Skulpturen entlang der Wasserfront auf, und andererseits der Zerfall der Altstadt. So schade, aber wohl unausweichlich – das Geld fehlt wohl klar für solche Projekte. In der Altstadt reiht sich ein geschlossenes Geschäft ans nächste. Und die alten Wohnhäuser zerfallen einfach, denn eigentlich hat momentan niemand das Geld, um eine Ruine zu kaufen. Gleichzeitig gibt es auch sehr rege Bautätigkeit – also wer die Möglichkeit hat, renoviert jetzt und baut um und vermietet dann wohl das umgebaute Haus bzw. die Wohnung an Touristen. Die sind momentan noch nicht in Massen hier, bzw. wenn, dann eher am Strand vorne, von wo uns abends dann die Discomusik entgegen dröhnt. In Portimao selbst geht es momentan noch eher ruhig zu und her.
Der Rückweg gegen den inzwischen auf 15-20kn aufgefrischten Wind mit unserem allmählich etwas knittrigen 25-jährigen Dinghy wird dann wieder ziemlich nass, aber Wind und Sonne trocknen das danach ganz schnell auf der wild am Anker tanzenden sea magiX. Mein gelegentlicher Check am Plotter zeigt deutlich – der Anker hat seit unserer Ankunft vor 3 Tagen keinen Zentimeter nachgegeben; ob wir ihn dann beim Heben überhaupt hoch kriegen werden? We’ll see… Wir haben ja Zeit!