Alvor – knifflig aber lohnenswert

Der Skipper hatte schon länger angebracht, dass er gerne in die Lagune von Alvor hinein möchte. Nachdem ich einen Blick auf die Karte geworfen hatte, war ich etwas skeptischer – ob das nicht eher etwas für Boote mit weniger Tiefgang wäre? Aber als sich abzeichnete, dass wir noch ein paar Tage länger auf unser Wetterfenster für die Azoren warten würden, und dass morgens kein starker Wind bläst, war auch ich überredet.

Wir erreichten die Einfahrt, die etwa 4 SM westlich von Portimao und etwa 1-2 SM östlich von Lagos liegt, etwa 2 Stunden vor Hochwasser. Vorsichtig, mit ständigem Blick auf den Plotter, schlängelten wir uns dort entlang, wo wir den schmalen Priel vermuteten. Kurz nach der grünen Boje war er offensichtlich an einem anderen Ort als wir… sea magiX stoppte abrupt auf und verneigte sich vor der Sandbank. Es hatte sich aber weich und wenig bedrohlich angefühlt – zum Glück war kein Wind. Weiter gings – «zwei Grad mehr links – noch eine Bootslänge, dann drei Grad rechts», etc… Ohne weitere Grundberührungen erreichten wir bald den Hafen, wo überraschend viele andere Boote lagen. Gerade als wir beschlossen, dann halt etwas weiter weg vom Ort beim Vordersten «anzuhängen», begann ein anderer, den Anker zu heben. Dankbar übernahmen wir seine Lücke wie im voll besetzten Parking.

Bald wurde das Dinghi gesattelt und los gings zum Landgang. Das sandige Wattgebiet ist mit Spazierwegen auf Lattenrosten ausgestattet, damit wir Touristen nicht versehentlich die Nester der hier nistenden geschützten Vogelarten zertrampeln. Es zieht sich kilometerweit durch die mit lilafarbigem Heidekraut bedeckten Sanddünen. Auf der einen Seite das türkis- bis dunkelblaue offene Meer, auf der anderen Seite die Sanddünen, durchzogen mit kleinen blau spiegelnden Wasserläufen und immer wieder dem Blick auf sea magiX und die anderen Ankerlieger – traumhaft schön.

Auch das Örtchen Alvor ist voll auf die Touristen ausgerichtet – kein Wunder bei dem kilometerlangen Sandstrand hier. Eine Touribeiz reiht sich an die nächste und dazwischen zwängen sich Souvenirläden. In den engen Strässchen ist das Kreuzen von Autos nicht möglich. Immer wieder ist der Verkehr blockiert, wenn einer an einer Ecke hält und das Durchkommen für grössere Wagen verunmöglicht. Dann wird eben kurz gehupt, um auf sich aufmerksam zu machen, und dann geduldig gewartet. Die entspannte Portugiesische Art, halt eben, die uns so gefällt.

Abends – nach einem kurzen Bad in der gar nicht so kalten Lagune und einem fröhlichen Zoom-Gespräch mit unseren Mausser Nachbarn – gings dann zum ersten Mal seit ich vor einer Woche in Portugal angekommen war mal wieder auswärts zum Essen. Die Beiz, die wir glaubten, als versteckten Geheimtipp entdeckt zu haben, entpuppte sich als Schickimicki-Laden, zu dem wir nur den Hintereingang gefunden hatten. Von freundlichen aber etwas verwirrten livrierten Camerieres umschwärmt, spazierten wir in unseren Bootskleidern zwischen den herausgeputzten Gästen hindurch zum Vordereingang, wo ein kurzer Blick auf die ausgehängte Karte zeigte, dass wir hier wohl weniger hinzu gehörten… wäre ja auch in einem so touristischen Ort etwas verwunderlich, wenn es noch Geheimtipp-Restaurants mitten im Kuchen gäbe.

So gab es die feine Cataplana mit Bacalhau dann eben oben auf dem Fels, hinter Plexiglasscheiben, die uns ein wenig vor dem kalten Wind schützten. Mit Blick auf die Lagune, sea magiX und etwas weiter dann Lagos und die Südwestspitze von Portugal. Wunderschön…


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