In der Nacht und am Morgen war Sturm angesagt, der auch weiter kam. Es war ein schönes Gefühl, sicher in der Koje zu liegen und zu hören, wie es draussen pfiff. Aber ich hatte nicht die geringste Lust, bei dem Wetter, das zudem eine starke Abkühlung gebracht hatte, draussen umherzusegeln.
So gab es einen Landtag: wir mieteten Leihfahrräder von der Marina, die in sehr gutem Zustand und für 24 Stunden mit 8.50 pro Fahrrad zu sehr vernünftigem Preis zu haben waren, und radelten damit zum Bahnhof. Bänz mit einer grossen, flachen Kartonschachtel in der linken Hand, die ihn mit dem Wind ab und zu vom Fahrrad zu wehen drohte. Zusammen mit der ungewohnten Rücktrittbremse eine recht spannende Velofahrt. Wir schnappten einen Zug nach Bremen und verbrachten dann mehrere Stunden beim Schiffsausrüster SVB. Hier gilt, was sich der unschuldige Segler auch bei Engel gedacht hätte: da gibt es Schäkel, Fender, Blöcke und alles, was man sich so wünschen kann, zu Hauf.
Noch ein wenig Sightseeing in Bremen, das uns schon bei unserem letzten Besuch vor 2 Jahren gefallen hat, und bald sitzen wir wieder im Zug zurück. Unserer fährt – wir merken, dass die gestrige Nacht die Deutsche Bahn zwischen Bremen und Hamburg beeinträchtigt haben muss: viele ausfallende und stark verspätete ICs und noch viel mehr frustrierte Freitagabend-Reisende.
Am Rückweg schmökere ich in einem Buch über die „Crashtest-Yacht“, das ich mir erstanden habe; da kann einem der Spass am Segeln gleich vollkommen vergällt werden! Aber auch mit einigen interessanten Ideen zur Verhinderung von grösseren Schäden bei den diversen Katastrophen, die passieren können, zum Beispiel bei einer Kenterung.
Vom Bahnhof her fahren wir beim Fischereihafen vorbei und besuchen knapp vor Ladenschluss die Fischräucherei Franke, die uns Robert und Inka 2016 gezeigt hatten. Sie ist faszinierend mit ihren Räucheröfen und dem feinen rauchigen Geruch. Und dann gibt’s noch schnell zwei Fischbrötchen bei Fisch 2000, das wir ebenfalls von den beiden Bremerhavnern her kannten. Das ist ein Fischladen mit wunderschön hergerichtetem geräuchertem Fisch und allen möglichen Sorten frischen Fisches, der auch einen Imbiss mit riesigen Portionen betreibt. Auch hier sind wir kurz vor Arbeitsschluss erst da und so ist die Halle nicht so lebhaft und zum Bersten voll wie 2016. Trotzdem – es ist schön zu sehen, dass dieser Kult-Ort noch existiert. Und für jeden Liebhaber von frischen Fischgerichten mit Pommes in grossen Grössen ist er noch immer sehr zu empfehlen, wenn man von der Qualität der Brötchen auf den Rest schliessen darf.
Am Abend richtet Bänz wieder unsere Schiffs-Wlan-Antenne für mich ein und ich kann ein wenig Büro-arbeiten. Unterdessen räumt er das Schiff intensiv auf, so dass ich schon denke, die Bilder von meinem Crash-Test-Buch hätten ihn auch so beeindruckt wie mich. Aber es geht nur darum, ein T-Stück für eine Leitung zu finden, das er gut versorgt hat.
Alles in allem ein gemütlicher Tag und sicher gut genutzte Zeit während es draussen kachelte.