Scrabster

Mit diesen neuen Nachbarn und in der gequetschten Lage ist es sofort klar, dass wir nicht länger als unbedingt nötig in Scrabster bleiben wollen. So beginnt schon vor dem Frühstück ein grosses Wetterberichte-Studieren und Routenplanen. Um Mittag sollte der Strom günstig sein, um das Umgekehrte unserer gestrigen Fahrt machen zu können. Wir sitzen mitten im Frühstück, da kommt Leben auf beim Nachbarn. Die Dame hängt einen ihrer Fender bei uns an die Reling (??!? Vielleicht denkt sie, dass sie ihn ja sowieso nicht verwendet und wir ihn gebrauchen könnten??), dann macht sie sich an den Leinen zu schaffen. Bänz fragt – nicht unglücklich – ob sie denn verlegen würden, da sind sie schon fast losgefahren. Er schwingt den kleinen neuen Fender noch schnell zurück in ihr Cockpit, und schon sind wir wieder alleine in der Box… Problem gelöst. Jedenfalls für uns, denn ich möchte gerade nicht unbedingt hinaus in den Pentland Firth im Moment. Die neue Situation ergibt auch neue Planungsmöglichkeiten und bald kristallisiert sich ein ganz anderer, neuer Plan heraus. Mit Hilfe der bisher wirklich genauen und verlässlichen Wetterplanung von Wetterwelt legen wir zwei mögliche Routen, die uns ab Sonntagabend nach Osten bringen können. Wir haben nämlich inzwischen die Hoffnung aufgegeben, irgendwann doch noch nach Süden der Britischen Küste entlang fahren zu können. So werden wir wahrscheinlich am Sonntag bei hoffentlich nachlassenden und auf West drehenden Winden den Absprung in Richtung Dänemark oder sonst halt Norwegen machen.

Das gibt für uns Zeit, um nochmals einen Spaziergang nach Thurso zu unternehmen, und dort ein paar Dinge einzukaufen, auch wenn heute ein grauer Tag mit Nieselregen ist. Wir machen uns auf den Weg, da kommt der Herr mit der Krawattennadel von gestern wieder vorbei und fragt, ob er uns denn mitnehmen könne. Er ist nochmals zum Boot sehen gekommen, denn er sollte sich ums Antifouling kümmern, und das ist offensichtlich nicht seine Lieblingsbeschäftigung. (Auch wenn sein Boot nicht mehr als 5m lang ist – wir haben grösstes Mitgefühl.) Hilfsbereit zeigt er uns alle möglichen Einkaufscenter und bringt uns dann bis vor die Türe des Coop. Von dort aus erforschen wir Thurso nochmals en Détail. Es scheint viele Apotheken zu geben in Thurso, aber kein einziges „richtiges“ Pub. Schliesslich gehen wir in die Bar eines Hotels und nehmen dort ein Ale bzw. einen Cider. Der Spaziergang zurück wird gar nicht so nass wie befürchtet – der Drizzle hat sich gelichtet.

Abends besuchen wir dann nochmals ein Pub, nämlich das Ferry Inn, direkt am Hafen von Scrabster, und können dort nebst unseren Burgers und Fish n Chips auch gleich die Dorfjugend geniessen; ihre grösste Herausforderung ist, vom Barkeeper Alkohol zu bekommen, auch wenn sie noch nicht alt genug sind dafür. Sie schaffen es jedenfalls, auch wenn er sich bei einigen weigert, trotzdem innert Kürze betrunken zu sein.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: