Nein, es gibt auch einen Islay Rum, wie wir zufällig entdeckt haben.
Port Ellen ist hübsch herausgeputzt und ganz auf Bed and Breakfasts und Ferienwohnungen ausgerichtet. Es gibt nur zwei Restaurants, wo wir abends als nicht B&B-Touristen essen können: im Seasalt Bistro und im Islay Hotel. Es gibt für Segler eine richtige Marina mit Strom und Wasser und Schwimmstegen und am Land in der Yachting Association bequeme Duschen und zwei WCs, wo man anscheinend mit WC-Papierdiebstählen kämpft.
In der Hoffnung auf einen für Freitag angekündigten Nordwest-Dreher des sonst ständig aus südlichen Richtungen blasenden Winds haben wir uns den Donnerstag, 15.7. als Hafentag in Port Ellen und eben auf Islay verordnet. Wir nehmen einen der 7 Busse, die auf Islay verkehren und lösen 3 return tickets nach Port Askaig. Als ich frage, ob wir mit dem Ticket auch einen Zwischenstopp machen können, meint John, der sehr hilfsbereite Busfahrer in bestem Islay-Dialekt: «oh aye, just tell them John said it would be okay». Dann entschuldigt er sich kurz, er brauche noch «just a minute», und geht einem Lieferwagenfahrer, der beim Spar seine Waren abliefern wollte und in der Kurve parkiert hatte, die Meinung sagen. «I’m fed up with it – he does this every week!”
John fährt uns durch flache und ganz leicht hügelige Torf-Felder, gesäumt von unzähligen Steinmäuerchen, ein paar Büschen und vielen Schafen. Am Flugplatz weht der Windsocken stramm aus West und der long-stay car park für ca. 10 Autos ist nicht stark belegt; so viele Flugreisende von hier scheint es nicht zu geben.
Gelegentliche Schauer verstecken die Landschaft immer wieder hinter einem grauen Vorhang, dann ziehen sie ab und hinterlassen funkelnde Wassertropfen auf den Holzzäunen und Steinmauern und im kniehohen Gras der Torffelder.
Auch in Bowmore lässt sich gerade einer der «occasional showers» aus und so bleiben wir im warmen und trockenen Bus sitzen bis Port Askaig. Dort endet die Strasse direkt am Ferry-Pier. Der Bus hat eine halbe Stunde Aufenthalt, die wir nutzen, um die Sehenswürdigkeiten von Port Askaig zu bestaunen und fotografieren. Die halbe Stunde reicht weitaus: es gibt die Ferry Pier, die RNLI- und Ferry-Gebäude, das RNLI-Boot und einen winzigen Hafen, der Platz für zwei Boote hintereinander hat (die müssen sich wohl absprechen, wann wer losfährt) und das Café/Guest House mit grösserem Aufräumprojekt hinter dem Haus, sowie einen Shop/Kiosk, in dem sich John mit Sandwich und Coffee versorgt. Der Strom zieht hier im engen Sound of Jura mit sichtbarer Kraft vorbei und das Ferryboat hat einen Vorhaltewinkel von ca. 70 Grad.
John hätte uns von unterwegs wieder mitgenommen: «Just hold out your hand like this and I’ll pick you up, no problem, as long as you’re somewhere on the main road”. Aber angesichts des steilen Hügels, den es zuerst entlang der Main Road zu erklimmen gegeben hätte, entscheiden wir uns fürs Mitfahren von der Pier aus und nicht von unterwegs. So sehen wir die Caol Ila Distillery auch wieder vom Bus aus. Am Weg zurück nach Bowmore füllt sich der Bus allmählich etwas mehr – man geht offensichtlich «ins Stedtli» einkaufen und auch wir steigen diesmal hier aus, um in einer Stunde mit Johns Kollegen zurück nach Port Ellen zu fahren. (Wir brauchen die magic words übrigens gar nicht – der Kollege nickt uns nur durch.)
Bowmore wirkt frisch herausgeputzt, wie Port Ellen, mit frisch geweisselten Cottages an der geraden Strasse, über der die Kirche thront. Für eine Führung in der Distillery reicht es nicht, aber im Visitors Center bekommen wir auch so einen complimentary dram of «No. 1» und kaufen gleich eine Flasche davon für die Bordbar, in der gerade am Vorabend der sehr viel teerigere und rauchigere Laphroaig zu Ende gegangen war.
In Port Ellen hatten wir schon eine Distillery-Führung bekommen. Eben nicht in einer Whisky-Distille, sondern von Ben, dem einen der beiden jungen Unternehmer hinter «Islay Rum». Wir waren neugierig geworden, als wir am Mittwoch beim Spaziergang den Schriftzug «Islay Rum» gesehen hatten. Ben war gerade dran, ein Marketingphoto von einem Drink und einer Flasche Islay Rum zu schiessen und lud uns spontan und äusserst informell ein, to come and have a look. Mit viel Enthusiasmus gab er uns ausgiebig Auskunft über seine Rum-Idee. Sie hatten im Januar den Betrieb aufgenommen und vor wenigen Wochen ihren ersten verkaufsfähigen Cut produziert. Noch gibt es den Rum (für 45 GBP/Flasche) nur auf der Insel zu kaufen, aber Bens Pläne sind Europa- und dann Weltweit. Anscheinend hat er auch schon versucht, auf Islay Zuckerrohr anzubauen, aber dass die aus Samen gezogenen Pflanzen dann nicht besonders dicht und robust werden wollten, wie jene in der Karibik, wundert uns ehrlich gesagt bei dem Wetter hier nicht wirklich.
Der Nachmittag des Hafentags wurde einem weiteren grösseren Projekt an Bord gewidmet: Bänz baute das Ladegerät von seinem ursprünglichen Platz unter der Salonkoje aus und unter dem Kartentisch wieder ein. Die Konsequenz war aber, dass das Schiff für mehrere Stunden unter Deck kaum zugänglich war. So flüchteten sich Tom und ich in den Coop und Spar zum Einkaufen und zum Duschen und verkrochen uns in den Windschutz des Sprayhoods unter der Regenblache im Cockpit bis von unten eine Erfolgsmeldung ertönte.
Der Tag wurde dann noch durch ein feines traditionelles Fish n Chips Znacht mit wirklich gutem Islay IPA Ale abgerundet. Islay gefällt uns noch immer, auch wenn in diesem Sommer das Wetter nicht so will wie wir.