Am Sonntag weckt uns der in den Wanten pfeifende Wind. Er war so angesagt und wir können uns an unserem gut geschützten Platz einfach nochmals in die Kissen kuscheln.
Der Tag fängt bewölkt und windig an und wir beschliessen, dass wir eigentlich nicht unbedingt weg müssen von hier, so lange es draussen so unfreundlich tut.
Hier funktioniert nämlich mein Handy als Hotspot und ich kann endlich ins Internet, um meinen geschäftlichen Verpflichtungen nachzukommen, und dann auch, um die offline gesammelten Berichte der letzten Woche hochzuladen. Wir stellen fest, dass für die Organisation der Bilder noch Optimierungsbedarf besteht.
Nach eingehendem Studium der Ströme und der Wetterberichte (mit dem Hotspot können wir auch wieder einen neuen Bericht von Wetterwelt herunterladen, der sich später als erstaunlich genau herausstellt) entsteht die typische Alarmstart-Situation: bis dahin wurde gemütlich rumgehängt und nun müssen wir ganz plötzlich los, wenn wir den Strom noch richtig erwischen wollen, so dass es nur noch reicht, schnell ein paar Brötchen zu streichen, aber nicht, sie zu essen…
Draussen blästs noch immer mit guten 5 Bft und sehr böig, aber inzwischen zeigt sich zwischen den Wolken ab und zu die Sonne. Mit recht viel Wind gegen merklichen Strom bauen sich die typischen Strom-gegen-Wind Wellen auf, so dass es nicht nur anspruchsvoll, sondern auch immer wieder mal nass ist beim Steuern.
Der Navigator führt uns durch den Calf Sound von Eday; ein wunderschöner Platz! Links und rechts die leuchtend grünen Felder mit einzelnen typisch schottisch grauen Häuschen, vielen Schafen und ein paar Rindern. Dazwischen das dunkelgrün-dunkelblaue, glatte Wasser und am Ufer grosse dunkelbraune Schieferplatten. Das Ganze wird dominiert von der Nord-Ecke von Eday, die etwa 100m hoch ist und mit einer schroffen Kante abfällt. In der Ecke ankert ein Segelboot und daneben wären zwei Visitors Moorings frei – die merken wir uns gerne für ein andermal, bzw. für den Fall, dass es draussen zu ungemütlich wird.
Aber draussen läuft es recht gut und wir segeln weiter nach Westray, weil wir gerne morgen die Ströme und den leichteren Wind nutzen möchten, um von Westen her nach Stromness bzw. in den Scapa Flow zu kommen.
Die Südbucht von Papa Westray überzeugt uns nicht; zu wenig geschützt und unklar, ob der Anker halten würde. So ziehen wir noch eine Meile weiter nach NE nach South Wick, wo wir in der recht seichten Bucht vor der Pier an einer einzelnen Visitors Mooring festmachen. Hier sind wir wieder geschützt wie in Abrahams Schoss, mit Papa Westray (die Orkneyaner nennen die Insel Papay) im Westen und Holm of Papa im Osten. So schöne Namen!
Papa Westray hat die weltweit kürzeste Flugverbindung zu bieten: von Westray nach Papa Westray; 2 Minuten… man solle nicht blinzeln, denn sonst verpasse man den Flug. Das müssen wir natürlich gesehen haben, vor allem, als während des Ankertrunks ein Flugzeug landet und bald danach wieder startet.
Das Dinghy wird in Betrieb genommen und wir spazieren bald darauf auf Papay der Gemeindestrasse entlang an der Schule, Parish Hall, Community Shop mit Tankstelle und dem Flughäfelchen vorbei. Am Wochenende war offensichtlich gerade Papay Fun Weekend und die lustigen Seifenkisten stehen aufgereiht auf dem Fussballfeld. Unschwer zu erkennen jene der Feuerwehr mit verkehrt montiertem Vespa-Chassis.
Es überholen uns erstaunlich viele Autos, und jeder winkt und grüsst uns freundlich wie lang nicht mehr gesehene Familienmitglieder. Prompt hält auch einer an und fragt, ob er uns mitnehmen könne. Uns tut aber allen der kleine Spaziergang gut.
Am Ufer der schönen Sandbucht entlang geht’s dann, beobachtet von vielen neugierigen Seals, zurück zur Pier. Dort machen sich gerade zwei junge Damen daran, im Neopren ins Wasser zu springen. Die eine hat wirklich einen Neopren. Die andere nur einen – zu grossen – Shorty. Sie lassen sich herunterzählen und springen unter Kampfgeheul tatsächlich bei 0 hinein. Was uns dann aber noch mehr überrascht ist, dass sie noch im Wasser beschliessen, das Ganze nochmals zu machen, obwohl sie sagen, es sei so kalt, dass es im Gesicht weh tue… die spinnen, die Britinnen!
Ein kurzes Erforschen von Papa Holm, wo es steinzeitliche Reste geben soll, die wir aber nur von weitem betrachten, während die hier brütenden (im Juli??) Vögel auf Angriff gehen, dann geht’s zurück an Bord für Spaghetti Pesto und einem Gläschen Laphroaig.