Kaum ist Anouk ausgestiegen, haben wir schönstes Segelwetter bei 3 Bft aus N und blauem Himmel. Wir geniessen den Tag, sogar mit gemütlichem Mittags-Ankerhalt vor einer der kleinen Inseln im Limfjord und machen abends in einer Box in Glyngöre fest. Es ist wie alle dänischen Sportbootmarinas, die wir kennen, ein super ausgerüsteter Ort, mit unzähligen bereitgestellten Grills und -Werkzeug, das wir gleich nutzen. Natürlich hält das Sommerwetter nicht mal durch die Nacht und schon am nächsten Tag blästs wieder mit ca. 6 Bft aus West. Das flache Wasser im Fjord erweist sich als sehr ruppig bei so viel Wind. Kreuzen ist schwierig – die halb eingerollte Genua erlaubt wenig Höhe und die Wellen stoppen uns fast ab. Irgendwann setzen Tom und Bänz die Sturmfock und endlich gehts besser. In Lemvig erweist sich das Manöver in eine freie Box quer zum Stark-Wind hinein auch noch als recht schwierig, aber mit einem ausgeklügelten Leinenmanöver schaffen wirs in aller Ruhe doch noch. Mit dem über Nacht im Fjord etwas abgeflauten Westwind geht’s dann am nächsten Morgen wieder nordwärts nach Thyborön. Und da wir schon mal dran sind, schauen wir trotz Regen und langsam auffrischendem Wind gleich noch schnell mal raus, «wie es so tut da draussen». Glücklicherweise dreht es gerade etwas auf südlicher, und der Kurs mit der Fock alleine erweist sich als recht angenehm. Leonie mag ihn auch und darf Kurs N steuern, während unser Wassergenerator Gisela getauft und eingesetzt wird. Gisela erweist sich aber als deutlich lauter und empfindlicher als Leonie, und muss immer wieder aus dem Wasser gehoben werden, wenn wir zu schnell werden. Sie liefert viel Energie wenn gerade alles stimmt… Die braucht noch etwas tender loving care, bis wir uns an einander gewöhnt haben! In Hanstholm weist uns der Harbour Master in die nördlichste Ecke längsseits an die Pier. Der Hafen ist zwar gross und sicher, trotz starker Brandung an die Molen, aber sonst nicht wirklich einladend. Die Fischerei ist auch hier offensichtlich im Abwärtstrend und den Fährverkehr von früher gibts nicht mehr. Beim Festmachen muss man in und über dicke Dreckpfützen steigen und das Wasser, mit dem anschliessend Deck und Stiefel gespült werden sollen, ist fast dreckiger als das Deck. Zudem ist es gefrässig; es nimmt uns 3/4 einer Pütz – nur noch der Henkel ist am Schnürchen, als Tom sie rausziehen will. Wir erstehen aber von einer geschäftstüchtigen Asiatin in einem eigentlich schon geschlossenen Laden einen Ersatz – ihren eigenen; sie könne ja am nächsten Tag dann einen kaufen gehen, meint sie.
In der Nacht tönt es wie wenn wir an einem reissenden Bach festgemacht hätten. Es ist das Spritzwasser, das so hoch auch noch an die innere Mole schlägt, dass es in Bächen an der Wand neben dem Boot herunterrauscht… Ich schlafe nicht sehr gut bei der Vorstellung, morgen wieder da hinaus zu müssen.